Zu den Eintraegen aus den
Vorjahren bitte nach unten scrollen
Online Logbuch 2011
Fotogalerie 2011
Logbuch 2010
Fotogalerie 2010
Fotogalerie 2009
Online Logbuch 2008
Fotogalerie 2008
|
Oktober 2009
8. Oktober
Fertig fuer die Fahrt in Richtung Tuamotus und Marquesas

Vorab,
da wir einige besorgte Mails von Freunden erhalten haben, die sich
erkundigten, ob uns der Tsunami aus Samoa auch hier auf Tahiti
betroffen hat: Zum Glueck nicht.
Uns hat hier bereits knappe 30
Minuten nach dem Beben eine Tsunamiwarnung erreicht und wir haben uns
entschlossen, diese in tieferem Wasser vor der Kueste Mooreas
abzuwarten. Die Warnung wurde nach ca. vier Stunden aufgehoben ohne das
sich etwas bemerkbar gemacht haette.
Wir waren darueber natuerlich
sehr froh und sind auch erleichtert das befreundete Schiffe, die zu
diesem Zeitpunkt in Samoa waren ohne Schaeden an Crew oder Boot davon
gekommen sind.
Natuerlich sind wir aber betroffen von den vielen
Verletzten und Toten und von der Zerstoerung die einige Teile Samoas
und Tongas betrifft.
Vor knapp einem Jahr waren wir dort und
begeistert von Landschaft und Leuten. Wir hoffen das der Wiederaufbau
der Gegenden schnell ins Laufen kommt und das das Vorwarnsystem, dass
wie wir gehoert haben nicht nur hier in Franzoesisch Polynesien gut
funktionierte weiter ausgebaut wird.
Wir sind derzeit noch immer in Papeete.
Vor
drei Tagen haben wir einige Ersatztoogle fuer den Hauptmast aus den USA
erhalten. Helmut hatte an einigen der alten Beschlaege feine Haarrisse
entdeckt. Es sei ihnen verziehen nach etwa 100.000 sm darf man schon
mal Risse kriegen. Aber so wolllten wir dann doch nicht den 2800 sm
Toern in Richtung Hawaii antreten.
Die Bestellung ueber Westmarine
aus den USA hat reibungslos geklappt und wir haben inzwischen
eingekauft, Diesel getankt und Frischwasser aufgefuellt. Alles was noch
fehlt ist der passende Wind, dann kann es endlich weiter gehen in
Richtung Tuamotus.
Diesmal nur ein vergleichsweise kurzer Toren von etwa 250 sm.
Wir
haben uns einige Atolle der Inselgruppe ausgeguckt, die wir gerne
besuchen wollen und hoffen, dass das passende Wetterfenster sich in den
naechsten Tagen einstellt.
Inzwischen entdecken wir weiter Tahiti.
Gestern das Musee de Tahiti,
nach unserem Reisefuehrer von Lonely Planet (leider nicht zu empfehlen,
da sehr oberflaechlich und in weiten Teilen quasi Informationsfrei,
sieht man von Kneipen und Restauranttipps ab....) ein excellentes
Museum.
Die Erwartungen der Crew, ihres Zeichens ja immer noch
studierte Museologin waren entsprechend hoch, die Enttaeuschung dann
leider auch...
Das Museum, das ausserhalb Papeetes in einem Vorort
liegt zu finden, war schon nicht ganz einfach, die Austellung dann
leider auch ziemlich uebersichtlich. Grosse Teile der Geschichte
Polynesiens fanden leider ueberhaupt keine Beachtung. Ein bisschen
Tiki, ein bisschen Muscheln und Korallen und die Missionierung...


Der Skipper nimmt die Uenbersichtlichkeit der Ausstellung mit gewisser Erleichterung auf ...
...die Crew geniesst den Museumsgarten, der dann doch auch das Museologenherz versoehnt...
In Papeete liegen wir derzeit wieder vor der Marina Taina am westlichen Stadtrand von Papeete.
Auch
hier ist inzwischen Ruhe eingekehrt. Der Fahrtenseglertross dieser
Saison ist weiter in Richtung Westen gezogen, die Megayachten gehen
ebenfalls in Richtung Neuseeland um dort die Cyclonsaison abzuwarten.
Und
so bleiben neben den Dauerliegern nur einige wenige Fahtrenyachten
uebrig, die wie wir in Richtung Hawaii weiter wollen, sowie die
Papeetianer, die die gepfefferten Immobilienpreise aufs Wasser treiben.
Zahlreiche
der Schiffe in der Marina sind somit dauerhaft bewohnt und die
Athmosphaere in einigen Teilen der Marina entsprechend bunt.

Und
wer nicht an Bord wohnen moechte, zieht in ein schwimmendes Haus. Diese
Alternative zur teuren Mietwohnung in Downtown Papeete gefaellt uns
besonders gut.
Wir werden also in den kommenden Tagen weiter in
Richtung Tuamotus segeln. Dort wird es leider wieder schwieriger mit
einem Internetanschluss. Die Aktualiesierung der Hoepage kann sich also
leider in den kommenden Wochen etwas schwieriger gestalten und wir
bitten um Verstaendnis, wenn Nachrichten von Bord der Lop To mal auf
sich warten lassen...
18. Oktober
Angekommen in den Tuamotus
Tikihau
15 07 S, 148 14 W

In der Lagune von Tikihau
Nach geruhsamen und sehr uebersichtlichen 180 sm
erreichen wir Tikihau, eines der 77 Atolle der Tuamotus, von denen
allerdings nur lediglich 45 bewohnt sind.
Die Tuamotus erstrecken sich wie Konfetti in der Weite des Pazifiks auf
einer Flaeche von ca 1500 km in North-Sued Richtung x 500 km in West-Ost
Richtung. Eine beachtliche Flaeche also, mit einer Gesamtpopulation von
lediglich knapp 14 000 Menschen.
Wirtschaflich leben die Tuamotus von der Produktion schwarzer Perlen, Cobra und vom Tourismus.
Eine wacklige Angelegenheit. Die Preise fuer schwarze Perlen sind seit
2003 kontinuerlich gesunken. Viele der Perlfarmen haben inzwischen ihre
Produktion eingestellt.

Perlfarm in der Weite der Lagune von Tikihau
Bisher haben wir die Herstellung von Cobra, getrocknetem Kokosfleisch,
das in der Lebensmittel- und Kosmetikproduktion genutzt wird, kaum mehr
gesehen. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts lebte fast der gesamte
Pazifikraum von der Cobraproduktion. Nicht zuletzt machte dies die
Inseln interessant fuer fremde Kolonialherrschaft.
Heute liegt die Copraproduktion weitestgehend brach. Weder in Fiji,
noch Tonga oder Samoa haben wir die Herstellung bisher in grossen
Mengen beobachten koennen.
Wie uns hier in Tikihau erzaehlt wurde, subventioniert der
franzoesische Staat die Produktion mit 0,70 EUR pro Kilo. Der
Weltmarktpreis liegt derzeit demnach bei 0,30 EUR. Eine kostenintersive
Finanzspritze Frankreichs, aber eine der wenigen Moeglichkeiten, der
Bevoelkerung in den Tuamotus bezahlte Arbeit zu ermoeglichen.

Kokosnuss, nach wie vor eine der Lebensgrundlage in Franzoesisch Polynesien
Die Atolle der Tuamotus liegen nur wenige Meter ueber der
Wasseroberflaeche und man kann sie bei der Ansteuerung erst wenig
Seemeilen voraus erahnen. Dies machte die Inseln lange Zeit zu
einem gefaehrlichen Flecken fuer Seefahrer, der von den meisten
Schiffen moeglichst weitraeumig umfahren wurde.
Zahlreiche Wracks an den Aussenriffen der Inseln zeugen noch heute von Unfaellen und Schiffsverlusten.
Und somit weiss man auch heute noch vergleichsweise wenig von der
geschichtlichen Vergangenheit der Inselgruppe. Man vermutet, das die
Besiedelung zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert durch Einwohner der
Gesellschaftsinseln erfolgte, die vor kriegerischen
Auseinandersetzungen auf ihrern Heimatinsel flohen. Einer anderen
Theorie nach wurden die Tuamotus bereits um 1000 n. Chr. besiedelt,
gemeinsam mit der Besiedelung der Marquesas und Gambierinseln.
Die ersten Europaeer entdeckten die Atolle zu Beginn des 17.
Jahrhunderts und tauften sie wenig schmeichelhaft und je nach
eigenem Erleben: Insel der Fliegen, Insel der Enttaeuschung (hier
muss irgendwie unerfuellte Liebe im Spiel gewesen sein,
sonst ist es zu schoen hier fuer so einen Namen) oder auch, siehe oben,
die gefaehrlichen Inseln.

In der Ansteuerung von Tikihau
Erst seit Nutzug der GPS Navigation werden die Atolle auch von den
meisten durchreisenden Yachten angelaufen. Allerdings sind nur 30
Lagunen durch Paesse erreichbar. An den restelichen Inseln ist Ankern
am Aussenriff meist unmoeglich.

Traumhafter Ankerplatz in der Lagune von Tikihau
Und so finden wir hier die Einsamkeit und Natur die wir uns von diesem Stopp erhofft haben.
Ankerplaetze wie sie schoener wohl kaum sein koennten, einsame Straende und unbewohnte Motus in grosser Zahl begeistern uns.
Ein Suedseetraum, bei wolkenlosen 30 Grad und leichter Brise...
Tikihau
besteht aus einem Ringatoll mit ca. 10 sm Durchmesser, zahlreichen
unbewohnten Motus, einigen Perlfarmen, einem Luxus Resort und einem
kleinen Ort mit geschaetzten 400 Einwohnern und weiteren fuenf
kleineren Pensionen, sowie einer Landebahn.
Damit gehoert dieses Atoll schon fast zu den ueberlaufenden Orten in den Tuamotus.

Ueberlaufende Hauptstrasse im Dorf Tuherahera

Moderne Kommunikation, Internet, Mobilfunk, Kabelfernsehen haben auch hier Einzug gehalten

Geruhsames Leben
Der Tourismus hat also bereits Einzug auf Tikihau gehalten. Es gibt ein
Luxusresort, das auf einem privaten Motu in traumhafter Lage erbaut
worden ist.
Fuer uebersichtliche 1.600 EUR pro Tag kann man hier zu Zweit
uebernachten. Bei unserem Rundgang stellen wir allerdings fest, dass
man sich das groessenmaessig uebersichtliche Motu mit der eigenen
Muellhalde teilen muss, die nur wenige Meter neben dem Restaurant einen
Grossteil der Insel einnimmt.

Wir
ueberschlagen kurz wieviel wir, bezogen auf den Zimmerpreis des Black Perl Beach
Resorts waehrend unseres Aufenthaltes in Tikihau bereits gesparrt haben und
oeffnen abends lieber eine Gemuesedose.
Im Cockpit von Lop To, mit
Kerze und einem guten Glas Wein ist es mindestens eben so schoen wie
dort am Strand.
Eigentlich doch noch viel schoener....

Waehrend das Luxusresort noch ganz gut besucht scheint, sind die kleineren Pensionen im Ort fast alle mehr oder weniger leer.
Vereinzelt sieht man mal hier, mal da einen Touri am Strand liegen oder
ueber die Insel laufen. Lediglich der Tauchtourismus schient sich noch
im kleinen Rahmen zu lohnen. Es gibt zwei, drei kleine Tauchboote
im Atoll, die Touren ans Riff anbieten und hierfuer auch Gaeste haben.
Allerdings sieht man auch, wie vorher bereits auf Raivavae und
Moorea einige aufgegebene Pensionen. Die Finanzkrise hat also
auch den Suedpazifik im Griff.
Bei den hiesigen Preisen fuer Unterkunft und Lebensmittel,
duerfte die Nachfrage, bei aller Natusschoenheit aber bereits
vorher begrenzt gewesen sein.


Wir geniessen unseren Aufenthalt in Tikihau sehr.
Standspaziergaenge, Muschelsuchen, ein bischen Schnorcheln und mit dem Kajak die Kueste erforschen.
Darauf haben wir uns gefreut und das geniessen wir jetzt...
Einige Zeit werden wir wohl noch hier in Tikihau bleiben und dann weiter segeln in Richtung Marquesas, unserem naechsten Ziel.

|