Online Logbuch 2010


Fotogalerie 2010


Fotogalerie 2009


Online Logbuch 2008


Fotogalerie 2008







Dezember 2009

13. Dezember

Fehlstart in Richtung Norden

Man kann sich vieles wuenschen, leider geht nicht alles immer in Erfuellung. Wir haben uns einen schoenen und schnellen Toern in Richtung Hawaii gewuenscht.

 

Begonnen hat er in Manihi bei totaler Flaute und mit einem Fehlstart. Helmut hatte es schon befuerchtet…beim Anker heraufholen stellen wir fest, das sich unser Anker unverrueckbar in einen Korallenblock geklemmt hat. Alles zerren und ziehen mit der Winsch, alles vor und zurueck mit Lop To hilft nichts. Wir haengen fest und das auf 26 Meter Wassertiefe.

Auch mit Taucherausruestung koennen wir selbst hier nichts bewegen und brauchen Hilfe.
Die finden wir in Andre einem Perlentaucher von der benachbarten Farm.
Routiniert taucht er ab, befestigt ein aufgeschnittenes 100 Liter Plastikfass am Ankerschaft und fuellt dieses mit Druckluft. Dann zieht er mit seinem Longboat und 80 PS Außenborder. Als er fast schon aufgeben will, kommt der Anker frei und wir koennen ihn in Eilgeschwindigkeit einholen, bevor er sich erneut in den Korallenkoefen am Grund verheddert.

Mit 6 stuendiger Verspaetung starten wir nun mit dem Nachmittagshochwasser aus der Lagune von Manihi.

Schoen war es hier. Besonders auf Mohemohe, unserem letzten Ankerplatz. Aber auch sehr einsam. Nach den vergangenen Monaten in Franzoesisch Polynesien freuen wir uns auf Hawaii.

   


Kaum habe wir das Manihi umsegelt und drehen ab auf Nordkurs, sieht Helmut am Horizont eine weisse Staubwolke knapp ueber dem Wasser auf uns zu kommen. Was in aller Welt ist das….? Das wird doch wohl nicht….Irgendwie scheinen wir eine Gluecksstraehne erwischt zu haben, erst der verklemmte Anker und jetzt eine Windhose. Na prima….der Toern faengt gut an.

 

Gluecklicherweise stoppt das Ding in respektabeler Entfernung. Loest sich auf und bildet sich nach einigen Minuten neu. Allerdings fehlt ihm beim zweiten Versuch die Energie, um bis auf die Wasseroberflaeche zu reichen. Gut so!

Wir beginnen diesen Toern bei leider nur maessigen Wetteraussichten. Da eine Schlechtwetterfront auf Manihi zu kommt und der Ankerplatz dort relativ ungeschuetzt war, hatten wir uns dennoch zum Start entschlossen.

Die ersten ein bis zwei Tage sollten wir daher nur maessigen Wind haben. Starten tun wir bei absoluter Flaute.

Leider haben wir nochmals Pech. Die Flaute haelt an. Tagelang.

Und so kreuzen wir in den ersten fuenf Tagen des Toerns bei schwacher Brise in alle erdenklichen Richtungen. Nur nicht in Richtung Hawaii…..toll.

Irgendwann beschliessen wir, doch noch die Marquesas anzulaufen. Wenigsten die Richtung nach Hiva Oha koennen wir einigermassen anliegen. 100 sm vor Hiva Oha dreht der Wind erneut, nun haben wir ihn mal wieder auf die Nase. Ein erreichen der Marquesas ohne gegenan zu Motoren wird unmoeglich.

Dafuer koennen wir jetzt fast Kurs auf Big Island, Hawaii steuern. Aber eben nur fast…..

Um es kurz zu machen, es bleibt so fast die gesamte Strecke. Immerhin gute 2.700 sm, fuer die wir am Ende auch stolze 24 Tage benoetigen.
Nicht unser bester Toern……

 Die Highlights unterwegs:

Wir uebersegeln den Aequator. Nach fast 9 Jahren ist LOP TO somit erstmalig wieder auf der Nordhalbkugel.

 Da wir bis zum Aequator ja schon einige Zeit unterwegs sind und dabei windbedingt ab und an etwas seltsame Kurse gefahren sind, scheint die Tierwelt des Pazifiks uns etwas unter die Arme greifen zu wollen. Man scheint Bedenken zu haben, das  wir den Weg nun gar nicht mehr alleine finden ….

So erscheint kurz vor dem Ueberqueren des Aequators eine Delfingruppe, die mit uns bis zur Linie schwimmt. Und tschuess….


Mit Hilfslinie fuer die ganz Doofen...


0.00.000 N


Wir habens geschafft und sind geschafft....

Auf 6 Grad Nord erscheint , wie fast jeden Tag in diesen Breiten ein Toelpel. 
Neugierig wie alle seiner Art, umfliegt er mehrmals die LOP TO und schaut dabei in Cockpit was wir so machen. Wir gucken zurueck und ahnen bereits boeses. Werden seine Kreise um das Schiff doch immer enger und tollkuehner. Irgendwann gibt es einen lauten Knall und der Besanmast beginnt zu vibrieren. Unser Windgenerator der im Mast befestigt ist, taumelt in wilden Schlingerbewegungen hin und her. Aus damit und zwar schnell….
Wir wissen nun auch, wie der Vogel zu seinem Namen, bzw. der Name zu seiner Bedeutung kam...Unser Toelpel bezahlt seine Neugier leider mit dem Leben. Beim Versuch zwischen Haupt- und Besanmast hindurch zu fliegen, ist er in eines der Routorblaetter des Generators geraten. Der Skipper hat Dollarzeichen in den Augen, die Crew trauert um den Vogel…..

 So langsam naehern wir uns unserem Ziel Hawaii. Die Ueberquerung des Aequators bringt uns zu guter letzt 6 schoene Segeltage mit annehmbaren Etmalen und das sogar ausnahmslos in die richtige Richtung. Zum Schluss also doch noch einmal Segeln von seiner schoensten Seite. Wir fuerchten allerdings, wir koennen das bei diesem mal nicht mehr wirklich wuerdigen. Wir wollen endlich ankommen. Wir haben genug…..

 Die Tierwelt erbarmt sich noch einmal. Man guckt noch mal nach uns. Bei diem Mal sehr spektakulaer in Form einer Familie Buckelwale. Drei grosse Tiere und ein Kalb umschwimmen die LOP TO gute 30 Minuten und der groesste Wal kommt fast auf Tuchfuehlung an unsere Steuerbordseite geschwommen. Kerstin haelt den Atem an und wartet auf den Aufprall. Aber die Riese taucht kurz vorher gemaechlich ab und ist nicht mehr zu sehen.

Nach 24 Tage erreichen wir Hilo, die groesste Stadt auf Big Island. Einklarierungshafen, Induestriehafen, mit kleinem Hafenbecken fuer vorbei ziehende Yachten. Hier warten bereits Carmen und Ralph auf uns. Mit einem Liegeplatz, Eis und einem kalten Bier. So wuenscht man sich das Ankommen nach einem Solala-Toern wie er hinter uns liegt.

2.700 sm von Manihi bis Big Island, gute 6.000 sm seit unserem Start in Neuseeland vor knapp 6 Monaten. Zugegeben, wir sind jetzt erst einmal etwas Segelmuede. Unser Liegeplatz OHNE Meerblick kommt uns da gelegen. Wir wollen nur noch eins: Ausschlafen. Und dann noch ein Eis…..

14. Dezember

Big Island, Hawaii

Bei unserem letzten Deutschlandbesuch haben wir uns ein Visa fuer die USA besorgt.

Das muss seit 11. September sein, sofern man per Boot in die Staaten reist.

Teuer was das und umstaendlich. Denn obwohl es in unserer Heimatstadt Hamburg ein grosses Konsulat gibt, um das man dank der Sicherheitsvorschriften ungefaehr  5 Kilometer Umweg fahren muss wenn man die Alster umrunden will, ist es nicht moeglich, dort jenes Visa zu beantragen. Wir mussten extra nach Berlin zur Botschaft fahren. Haben dort eine gute Stunde vor der Botschaft gewartet, mussten hohe Gebuehren bezahlen, um zum Schluss in einem sehr freundlichen 5 Minuten Gespraech ein 10 Jahres Visa fuer die USA zu erhalten.

Entsprechend umstaendlich erwarten wir nun die Einreiseklarierung hier in Hilo. Schliesslich gilt es nicht nur Zoll, Agriculture und MAF zu ueberwinden, sondern auch noch die amerikanische Heimatschutzbehoerde.

Zoll, Agricultur, MAF und Heimatschutzbehoerde erscheinen  am Tag nach unserer Ankunft in Form von Mr. Voss.

Mr. Voss ruft uns von der Hafenmauer ein freundliches „Good Morning“ herueber, fragt ob wir Gesund sind und Tiere an Bord haben. Gesund sind wir, Tiere haben wir nicht. Dafuer zwei verbliebene Zwiebeln in sehr zweifelhaftem Zustand. Die sollen wir doch bitte abgeben und spaeter mit unseren Paessen bei ihm vorbei schauen. „Take your time, whenever you are ready…..“ Man stelle sich eine deutsche Grenzkontrolle vor. Noch dazu an einem Samstag….

Wir gucken eine Stunde spaeter bei Mr. Voss im Office vorbei. Er stempelt unsere Paesse, erzaehlt uns von drei Jahren Army in der Naehe von Stuttgart und schwaermt von deutschem Wein. Wir schenken ihm unsere Zwiebeln und sind eingereist in die USA.

Keine Kontrolle an Bord, keine Suche nach versteckten Terroristen, kein Drogenhund….

Alles ganz easy und freundlich. Das gefaellt uns gut.
 

17. Dezember

Im Aloha State

 

Hawaii...
Direkt aus der Beschaulichkeit der Tuamotus und der Einsamkeit des Pazifiks haben wir uns in den American Way of Life katapultiert. Und das auch noch zur Vorweihnachtszeit…

Wir staunen. Und sind beim ersten Gang in einen Supermarkt etwas ueberfordert.

Entgegen des doch sehr uebersichtlichen Angebotes in Manihi, gibt es hier wieder alles. Und noch mehr…..Wann haben wir zuletzt solche Obst und Gemueseberge gesehen? Bezahlbare Berge……Ist schon einpaar Monate her.


Erster Einkauf, erster Salat seit Juni 2009....

In Amerika scheint alles groeser zu sein als Normal. Nicht nur die Schulden der Privathaushalte….. Die Sandwichs in der Tiefkuehltheke sind gut einen halben Meter lang, Milch gibt es in 5 Literpackungen, (Rotwein erfreulicherweise auch J), Steaks in Wagenradgroesse. Autos und Menschen in XXL. Hier finden wir wieder T-Shirtgroessen im Samoastyle. Und selbst Kerstin gehoert was de Kleidergroesse angeht, ploetzlich zum Mittelfeld. Gutes Gefuehl, darauf gleich noch ein Eis….

Was uns bisher am besten gefaellt auf Big Island sind die Menschen. Neugierig und freundlich wird man ueberall angesprochen. Woher, wohin, how amazing…..

Wir freuen uns ueber diese Aufgeschlossenheit. Und geniessen es, endlich wieder der Sprache maechtig zu sein, die hier gesprochen wird. Wie viel einfacher doch das Leben ist, wenn man sich mit dem Gegenueber verstaendigen kann.

 Carmen und Ralph haben einen Mietwagen organisiert und wir schauen uns nach einer kurzen Regenerierungsphase die Insel an.

Erster Stopp der Vulcano National Park, ein Naturpark mit dem groessten aktiven Vulkan der Welt, dem Kilauea. Die riesige Lavafelder die sich bis zum Meer hinab erstrecken, beeindrucken uns so sehr, das wir uns den Park am kommenden Tag noch einmal aus der Luft ansehen.

Wobei es den Skipper eiskalt erwischt. Er hat Heimweh nach Neuseeland, als er im Wald durch Riesenfahne und Pohutekava Trees stapft....

Erst da sehen wir die wahren Ausmasse des Vulkans. Riesige Mondlandschaften, die durch die einstmals gruene Landschaft pfluegen. Riesige Rauchschwaden, die aus dem aktiven Vulkankrater an die Oberflaeche steigen und unsere Cesna beim naeherkommen ordentlich durchschuetteln.

  




Hilo, unser derzeitiger Liegeplatz ist auch als Hauptstadt des Regens bekannt. An durchschnittlich 260 Tagen regnet es hier.

Und nach den ersten sonnigen Tagen, bekommen wir hierzu eine eindrucksvolle Show geliefert. Es regnet nicht- es faellt Wasser vom Himmel. Nicht in Tropfen, nicht in Bindfaeden, sondern als kompakte Masse, als ob jemand den benachbarten Pazifik ueber Big Islands Ostkueste ausschuetten wollte. Dazu ein Gewitter, das mit nur kurzen Unterbrechungen gute zwei Tage und Naechte anhaelt. Wir haben ja schon einige tropische Regenguesse erlebt, die durch nicht vergleichbar sind, mit dem Hamburger Landregen, den wir von zuhause kennen. Aber das es so was gibt, ist uns neu…..

 

Dennoch sind wir neugierig auf Big Island und fahren zu den Akka Wasserfaellen, vorbei am Scenic Drive einer Aussichtsstrasse am Ostufer der Insel. Big Islands Wetterseite ist unvorstellbar gruen. Alles scheint hier zu wachsen und wir finden uns nur Zentimeter von der Strasse in einem undurchdringlichen Regenwald wieder. Die Akka Wasserfaelle sind dank den Regenmassen der vergangenen 24 Stunden gut gefuellt und brechen mit einem beaenstegenden Rauschen in die Tiefe. Ueberall Regenboegen, Regenschwaden, Pfuetzen und Sturtzbaeche. Eigentlich hatten wir ja erst einmal von Wasser die Nase voll, aber in dieser Form ist es doch beeindruckend…..

Einen kurzen Stopp machen wir noch in Honomu Town, einer alten Zuckerrohrstadt, die inzwischen zur Hippie Kommune geworden ist.

Einige kleine Souvenierlaeden, eine hundertjaehrige Baeckerei (tolle Erdnusskekse...) und ein Cafe und das alles im Flair der 50 Jahre. Toll! Eigentlich fehlt nur noch John Boy der in Jeanslatzhose um die Ecke schlendert.


Am Abend hoert es langsam auf zu regnen, die Sonne kommt raus und es wird  wieder warm. Weihnachten kann kommen……

 24. Dezember

Frohes Fest...


 25. Dezember

Laundryglueck....oder wie klein ist die Welt....

Jede Langzeitseglerin, jeder Langzeitsegler kennt es, das Laundryglueck.
Ueberall wo es in einem Hafen mit Fahrtenseglern gibt und eine eine Laundry, findet man auch die Ecke "Brauch ich nicht mehr".
Hier werden gelesene Buecher abgegeben oder Kleidung die eingelaufen ist. Hier findet sich all das, was man seit Monaten oder gar noch nie gebraucht hat und was einem gnadenlos das Schiff vollruempelt. Irgendwann  traegt man es in die Laundry, wo das ungeliebte Objekt meist in sekundenschnelle einen neuen EIgner findet.
Wir haben auf diesem Weg schon die tollsten Dinge gefunden. Zum Teil quasi unverzichtbare Ausruestungsgegenstaende, wie z. B. eine Blumenpresse...
Und wir sind auf diesem Weg auch schon einiges losgeworden...

Und vielleicht erinnert  sich der ein oder andere Leser noch, das vergangene Weihnachtsfest verbrachten wir in Neuseeland. Um standesgemaess auf der dortigen Weihnachtsfeier zu erscheinen hatten wir uns in Schale geworfen und als Weihnachtsmann und Renntier dekoriert.

Unauffaellig elegant, wie das eben so unsere Art ist:

Gestern nun Weihnachtsfeier hier im Hilo'er Hafen. Und wer begruesst uns, Sally und Glenn von der "Dorothy Marie", unauffaellig elegant verkleidet als Renntier und Weihnachtsmann....
Toll, genau solche hatten wir auch mal, sagen wir und stellen fest das wir vor unserer Vorjahresdeko stehen. Gefunden von Sally in der Laundry des Opua Yachtclub, gute 6.000 sm weiter suedwestlich.

Die Welt is'n Dorf....

(Allerdings hat Glenn die Zopfe und Leuchtsterne von seiner Muetze abgetrennt. Feigling...)

Dezember 2009



Vor allem wuenschen wir  Gesundheit und Zufriedenheit.
Und die Sehnsucht nach unbekannten Laendern und neuen Erlebnissen.

Das erstere kann man leider nicht kaufen, aber dummerweise ist es eine der Grundlagen fuer das Glueck und die Unabhaengigkeit jedes Einzelnen.
Wir koennen also nur versuchen, gesund zu leben und dieses Privileg an die zukuenftigen Generationen weiter zu geben.
Vielleicht gelingt es uns deshalb einfach ab und an auf einen neuen Kuehlschrank zu verzichten, auf das fuenfzehnte Paar Schuhe, einen Buerger in Einwegverpackung und den Tripp mit dem Auto um die Ecke....

Das zweite, Zufriedenheit, kann man zwar auch nicht kaufen, aber  gluecklicherweise hat es nicht zwangslaeufig mit Geld zu tun. Aber oft mit Zeit. Die fuer viele Menschen immer knapper zu werden scheint. Immer schneller scheint sich unsere Welt zu drehen. Und leider sehen wir so viel zu oft die kleinen Dinge an unserem Wegesrand nicht mehr, die letzlich unser Glueck ausmachen.
Deshalb wuenschen wir allen auch die Moeglichkeit zum Innehalten und ein bisschen mehr Zeit fuer sich selbst.

Und allen die sich Veraenderungen wuenschen oder die unsere Seite verfolgen und an eine Reise wie die unsere denken, raten wir: Fahrt lieber einen Tag frueher los, als zu lange zu warten. Lieber ein kleines Schiff als gar keins, lieber halb um die Welt, als zu Hause zu bleiben.

Wenn die Zeit kommt, in der man koennte, ist die vorrueber, in der man kann.
Marie von Ebner-Eschenbach

Aber o.k.. Wir sind in Amerika, sagen wir es also amerikanisch:
Europe in 14 days - Pope included.   Aus einem amerikanischen Werbeslogan




Feiert schoen und kommt gut rein ins Jahr 2010.

Happy New Year wuenschen Helmut & Kerstin
von Bord der LOP TO