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Juni 2009

3. Juni
Die drei grossen W's:
Warten, Westcoast, Waldspaziergang



Das Wetter hier in Neuseland's Norden ist zur Zeit sonnig. Am ersten Juni war Winteranfang und waehrend auf der Suedinsel die Skigebiete fuer den Wintersport geoeffnet werden, haben wir im subtropischen Norden Sonne satt. Leider noch immer bei naechtlichen Temperaturen um die 5 Grad.
Unser Wetterfenster der vergangenen Woche hat sich leider als unzuverlaessig erwiesen. Wir warten also weiterhin auf unseren Absprung in Richtung Tahiti. Aber immerhin warten wir am schoensten Ende der Welt und nutzen die Zeit fuer Landausfluege.





Zum Beispiel nach Opunoni an der Westkueste. Hier findet man eine  atemberaubenen Kuestenlandschaft.
Und Kuhweiden mit Millionenausblick. Wo an der deutschen Kueste dank Platzmangel wohl laengst Hotel- und Appartmentanlagen die Wiese pflastern wuerden, grasst in Neuseeland eine einsame Kuh unbeeindruckt von der Aussicht ueber die Tasmansee. Herrlich...



Um so mehr, da fuer uns auch noch ein schoener Picknikplatz mit Aussicht und Bank abfaellt. Wer denkt da schon an Abfahrt in Rchtung Suedsee?




Weiter geht es in die Kauriwaelder der Westkueste.
Kauri gehoert zu den klassischen neuseelaendischen Nutzhoelzern und durch die intensive Rodung vergangenen Jahre, ist die Anzahl der  leider nur sehr langsam wachsenden Kauribaeume in Neuseeland inzwischen gefaehrlich dezimiert.



Tane Mahuta ist der groesste Kauribaum Neuseelands. Weit ueber 1000 Jahe alt und mit einen Umfang von ueber 10 Metern sehr beindruckend.





Im Throunson Park, einem liebevoll und informativ gestallteten Wanderpfad durch einen kleineren Kauribaumwald finden wir dann nach Jahren des Zauderns und der Unverstaendnis auch endlich eine sinnvolle Erklaerung fuer Kerstins Figur...
Die Kauribaeume, die insbesondere an der stuermischen Westkueste Neuseelands heimisch sind, wachsen nicht so sehr in die Hoehe. Sie trotzen dem oft stuermischen Wind dieser Breiten indem sie klein und kompakt mit den Jahren in die Breite gehen, um so stabiler und sicherer alt werden zu koennen.
Genau wie die Crew der "Lop To", die sich in Zukunft nicht mehr auf Diaeten konzentrieren wird, sondern ihren dicken Hintern und die  strammen Oberschaenkel als zwangslaeufige Anpassung an die Wetterbedingungen auf dem Vorschiff akzeptiert.
Hart ist das Leben an der Kueste...

Im Thronson Park stossen wir auch auf ein Morkpork, die kleinste Eulenart Neuseelands. Neugierig kommt der kleine Kerl angeflogen und laesst sich von uns eine zeitlang unterhalten, bevor er wieder seiner Wege fliegt.



Zuruek geht es in Richtung Opua, zurueck ans Internet und Radio, Wetterberichte verfolgen und Wetterfenster suchen...






  1. Juni, Abfahrt  aus Opua, Neuseeland

Das Wetter bei unserer Abfahrt ist optimal. 20-25 Kn aus Nordwest. Bedeckter Himmel aber immerhin kein Regen.

Wir sind unterwegs in Richtung franzoesisch Polynesien und nehmen jetzt also wirklich Abschied von Neuseeland und somit leider auch von vielen guten Freunden, die uns sicherlich sehr fehlen werden. Was wäre Neuseeland für uns, und vor allem für Helmut der immerhin 8 Sommerhalbjahre hier verbracht hat ohne Christian und Hannelore, Kaya, Wendy und Shayne, Claudia, Renate und Hartmut, Volker und Evelyn, Vera und Ernesto, den Opua Cruising Club mit seinen Lady Races und Dartabenden, Graham und Graham und und und….

Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass wir wiederkommen wollen.

Aber erst einmal steht jetzt eben „Pacific Rund“ auf unserem Toernplan der kommenden Jahre. Wir wollen ueber die Austalinseln, Tahiti, Tuamotos, Marquesas nach Hawaii segeln und dann nach Kanada. So unser Plan A.

Unser erstes Ziel ist Raivavae, rund 2200 sm im Nordosten. Eine kleine Insel der Australinseln, 400 sm südlich von Tahiti und einer der einsamsten Flecken der Welt. Neben Rapa Nui, der Osterinsel, zählen die Australinseln zu dem endlegensten bewohnten Gebiet unseres Planeten. Wir sind gespannt und freuen uns auf neue Eindruecke und Erfahrungen.

Gegen Abend nehmen Wind und  Seegang zu. Wir legen das dritte Reff ins Groß und harren der Dinge, die da kommen.

 

  1. Juni, erster Tag auf See

Wir bekommen strammen Wind mit um die 30- 35 Kn. Zum Glück von achtern. Wir segeln noch immer mit 3.Reff und mit ausgebaumter und stark gereffter Genua. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, so soll es für die kommenden 10 Tage bleiben.

Wir müssen erst noch unsere Seebeine finden. Kerstin ist seekrank und Helmut wird für die kommenden zwei Tage zum Einhandsegler.

 

20. Juni, fünfter Tag
Wir kommen noch immer flott voran. Im Schnitt mit Etmalen, also Tagesdistanzen von 140 – 150 sm. Inzwischen haben wir auch unseren Seerhythmus wieder gefunden. Wir wechseln uns Rund um die Uhr ab, so dass immer einer von uns beiden im Cockpit ist. Dabei haben wir keinen festen Wachrhythmus. Jeder von uns macht solange er kann und will. Im Schnitt sind das jeweils 4-5 Stunden. 

Muede durch die ersten Tage und Naechte...

Wir geniessen es unterwegs zu sein, freuen uns aber auch schon auf die Ankunft in französisch Polynesien. Helmut war vor 8 Jahren schon einmal auf den Marquesas, in den Tuamotus und auf Tahiti. Damals allerdings leider mit dem Beginn der Hurrikansaison im Nacken. So fehlte ihm damals die Zeit für ausgiebige Ausflüge, sein Eindruck blieb flüchtig. Das wollen wir jetzt ändern. Diesmal haben wir viel, viel Zeit. Erst ca. im  Januar wollen wir von dem Marquesas weiter segeln in Richtung Hawaii.

Leider haben wir, wie immer bei viel Wind, keine Lust an Deck mit der Fotokamera zu hantieren. Somit gibt es leider nur wenige Fotos vom ersten Teil der Reise.

 

23. Juni, eine Woche unterwegs

Kalt ist's

Noch immer segeln wir im 3. Reff und mit ausgebaumtem Genuaschnipsel, noch immer 30 Kn Wind, in Böen auch gerne mal mehr. Noch immer eine flotte Fahrt mit 7 – 7,5 kn.

So haben wir uns das gewünscht, das Wetterfenster in Richtung Raivavae. Was wir uns dazu noch gewünscht hätten, wären etwas angenehmere Temperaturen. Wir segeln auf 32 Grad Süd. Tagsüber ist es angenehm mit um die 16 Grad. Nachts wird es zum Teil sehr kalt. Wir fühlen uns beide erinnert an Segeltörns auf der Ostsee. Die Kälte und der viele Wind machen den Törn anstrengend. Es ist jedes Mal eine Anstrengung zu kochen, sich anzuziehen oder auch nur vom Cockpit nach unten oder umgekehrt zu klettern. Was nicht nur am Seegang liegt, sondern auch an unserer Winterbekleidung. Mit der üblichen „Lop to Bordbekleidung“, sprich T-Shirt und Shorts würden wir hier nicht viel weiter kommen. Die Kleiderordnung für die Nachtwachen der ersten 1.550 sm heisst dann auch 2 x Thermalunterwaesche, darüber Fleecejacke und –hose, dicke Socken, Ölzeug, Handschuhe, Schal und Mütze, Fellstiefel.

Ja und wenn Du dann endlich alles an hast musst Du aufs Klo… Genau!

 

24. Juni, 9. Tag auf See

Wir sind Nachrichtenlos. Keine Ahnung was sich in der Welt so tut. Eine neue Finanzkrise? Vielleicht…

Unsere Ahnungslosigkeit verdanken wir der deutschen Welle, die leider  auch nicht mehr das ist, was sie einmal war. Hatte Helmut bei seiner Abfahrt vor fast genau 10 Jahren noch ein tägliches vierstündiges deutsches Radioprogramm, hatten  wir im vergangenen Jahr  schon nur noch ein tägliches Zweistundenprogramm. In diesem Jahr ist es ein einstündiges Programm und leider nur noch auf wenigen Kurzwellen Frequenzen. Wir hier im Suedpazifik hören nix. Wir haben derzeit also keine Ahnung wie der Dax steht, das Wetter in DL ist und auch das Michael Jackson gestorben ist erfahren wir erst drei Wochen später per Zufall in einem Funkgespraech mit einem Freund.

Für das kommende Jahr rechnen wir nicht mehr ernsthaft mit einem Programm der deutschen Welle. Schade eigentlich. Wir werden zur BBC wechseln und sind wieder einmal froh einigermassen sattelfestes Englisch zu sprechen.

Was uns leider in französisch Polynesien auch nur eingeschränkt weiterhelfen wird. Wenigstens einige Sätze französisch wollten wir auf der Überfahrt lernen, aber unser Reisesprachfuehrer französisch hat sich in den ersten Tagen auf See unauffindbar in eine Ecke des Salons verdrückt. Es muss bei Ankunft auf Raivavae also erst einmal mit den Vokabeln der vergangenen Saison in Wallis gehen. Damals hatte Kerstin eine Wallisierin in perfektem Französisch gefragt ob sie ihren Kohl an deren Haus abstellen darf ?! Gemeint war die Muelltuete…na ja, ce nest pa si grave.

 

25. Juni, 10. Tag auf See

Auf Christian, unseren neuseeländischen Wetterfrosch ist Verlass. Und das ist für uns immer ein gutes Gefühl. Zwar bekommen wir per Kurzwelle aktuelle Wetterkarten und können über einen Satellitenempfaenger auch aktuelle Satellitenbilder abrufen, Christian ergänzt dieses jedoch mit weiteren Wetterinformationen aus dem Internet. Pünktlich jeden Tag um 20.00 Uhr UTC  und um 06.00 Uhr UTC meldet er sich per Funk. Von uns erhält er unsere aktuelle Position. Es ist immer schön ihn zu hören und natürlich auch andere Freunde, die die Frequenz kennen und reinhoeren um zu wissen wie es uns so geht und wo wir gerade stecken.

 

26. Juni, 11. Tag seit Abfahrt in Neuseeland

Es frischt am späten Vormittag plötzlich auf. Das uns im laufe des Tages eine Kaltfront überholen würde wussten wir. Das soviel Wind in ihr steckt allerdings nicht. Da half in diesem Fall auch kein Wetterbericht,  das muss man nehmen wie es kommt. Innerhalb einer Stunde haben wir 55 kn, in Böen noch ein bisschen drauf.

Als sich ein Kugelgelenk der Windfahnensteuerung löst, was Helmut  problemlos reparieren kann, drehen wir für zwei Stunden bei. Zum Glück ist der Seegang noch moderat. Unter Deck merkt man kaum etwas von dem garstigen Starkwind draußen. Dennoch laufen wir schließlich nach Norden ab, um aus der Front zu segeln. Nur mit gereffter Kutterfock stürmt Lop To mit 8 -11 Kn voran. Wir sind dabei froh, so ein stabiles und dabei noch komfortables Schiff unter dem Hinter zu haben. Und sind mal wieder begeistert von Lothar. Ohne Lothar ginge auch wirklich nichts auf diesem Törn. Lothar ist unsere Windfahnensteuerung, eine Windpilot Pacific Plus. Nachdem Helmut das Kugelgelenk wieder eingeschraubt hat, hält Lothar unbeirrt Kurs. Auch bei Windstärke 10.

 

27. Juni, 13. Seetag

Der Wind hat sich beruhigt, es weht mit 20 -25 Kn. Wir segeln inzwischen auf 29 Grad Süd. Es ist endlich etwas wärmer, auch nachts. In dieser Nacht sehen wir das erste Schiff seit unserer Abfahrt in Neuseeland. Ein Fischer quert unseren Kurs in Richtung Norden. Ein kurzes Funkgespraech ueber Kurs und Standort, dann ist wieder Ruhe auf der Funke.

 

29. Juni,  15. Tag auf See

Beim Abendessen denken wir über die Globalisierung unserer Welt nach. Anlass ist ein Fertignudelgericht (Laut Packung original Italienisch, Marke San Remo), Geschmacksrichtung „Chicken Curry“ (Indisch), Hergestellt in Indonesien, Vermarktet in Malaysia, gekauft in Neuseeland und im Pazifik, irgendwo zwischen Cookislands und der Antarktis gegessen. Kleine Welt…..?

Wir haben heute nur noch wenig Wind. Das erste  mal auf diesem Törn. 5-10 Kn, zum Abend schläft der Wind dann ganz ein. Wir müssen Motoren.

 
30. Juni, 17. Tag auf See und Ankunft auf Raivavae

Jetzt sind es nur noch ein paar Meilen...

Zweieinhalb Tage Motoren…kein Wind auf den letzten Meilen und die Aussicht auf Nasenwind aus Richtung Nordwest.

Mit dem ersten Tageslicht taucht die Silouette von Raivavae an der Kimm auf. Mächtige Bergmassive im endlosen Blau des Pazifiks. Wir freuen uns aufs Ankommen…

Am frühen Nachmittag erreichen wir dann endlich Raivavae. Und sind happy…2200 sm liegen hinter uns. In knapp 17 Tagen sind wir von Neuseeland aus hierher gesegelt. Wir sind dankbar das alles so gut geklappt hat, stolz auf Lop To die gerannt ist, fast  wie ein Regattaschiff nur deutlich bequemer. Starkwind, Flaute, wunderschöne Sonnenunetergaenge, die unvergessliche Weite des südlichen Pazifiks, Sternenhimmel wie wohl nirgends sonst auf der Welt, drei Schiffsbegegnungen, ein fliegender Fisch, keine Schäden, 8 x Nudeln mit Soße, 3 x Soße mit Nudeln.

 Jetzt wollen wir nur noch den Anker schmeissen und schlafen, schlafen, schlafen. Aber erst noch ein kleiner Anlegerschluck auf die gute Ankunft, eine kurze „wir sind heile angekommen“ Mail an Kerstins Mutter und ein erster Blick auf die Insel auf die wir uns so lange schon gefreut haben. Gut sieht Raivavae aus, spannend, fremd, grün, türkis, sonnig…wir werden sehen.

Erster Sonnenuntergang am Ankerplatz auf Raivavae