Januar 2010
Zweitausendzehn
Meine Guete wo
ist die Zeit geblieben. Kaum dreht man sich einmal um, ist wieder ein
Jahr rum
und nun haben wir tatsaechlich schon 2010.
Kaum zu glauben
oder ?
Fuer uns
verlaeuft der Sylvesterabend ruhig. Obwohl die Ostkuesten der Hawaii
Inseln zu
den regenreichsten Gegenden der Welt zaehlen, scheint bei uns immer
noch die
Sonne. Und obwohl
der ein oder andere
Hawaiianer unter der derzeitigen Kaeltewelle (morgens sind es nur so um
die 20
Grad) leidet, geniessen wir nach der Hitze in den Tuamotus das fuer uns so angenehme
gemaessigte Klima.
Wir werden Fotomuffel. Das ist
ein
Weihnachtsfoto, wir haben Sylvester keine Fotos gemacht, aber Sylvester
sah es genauso aus....
Und so finden
sich am Sylvesterabend zu fortgeschrittener Stunde (es ist immerhin
schon halb
Neun) die Fahrtensegler des Hafens Hilo zum Barbecue am Ufer ein.
Ein buntes
Voelkchen von sechs Schiffen. Es wird gegessen, gekloent und
Erfahrungen der
vergangenen Monate ausgetauscht. Woher, wohin…..Dabei kommt
die ein oder andere
Interessante Geschichte auf den Tisch. Bill z.B. Einhandsegler aus
Washington. Als
er vor drei Jahren von seiner Weltumsegelung fast schon zuhause an der
Westkueste der USA angekommen ist, entschliesst er sich spontan, sich
doch noch
kurz Neuseeland anzusehen. Das hatte er in der ersten Runde
ausgelassen. Er
holt es nach und ist nun mit einiger Verspaetung wieder auf dem
Nachhauseweg.
Aber seine Plaene sind noch unklar. Vielleicht doch noch einmal
Samoa….
Oder George, der
vor fuenf Wochen bei einem Segler in Los Angeles anheurte. Mit der
Segelerfahrung einiger Kuestentoerns in seinem 24 Fuss Schiff und ein
paar
Dollar in der Tasche, wollte er ein bisschen Abenteuer. Hat er bekommen. 24 Tage plante der Skipper
fuer den Toern
nach Hawaii. Das Schiff, ein Trimaran in etwas zweifelhaftem Zustand,
und das
Wetter machen daraus 35 Tage. Wenige Meilen vor Hilo setzten sie eine
Panpan
Meldung ab und werden von der amerikanischen „Dorothy
Marie“ und unter Hilfe
der im Hiloer Hafen versammelten Segler, Helmut inklusive, herein geschleppt. George
haelt nicht damit
hinterm Berg, was er von seinem Skipper haelt. Abenteuer hat er auch
genug gehabt.
Jetzt will er nach Hause …..
Wider Erwarten
schaffen es alle, bis um Zwoelf Uhr durchzuhalten. Eigentlich ist ja
Neun Uhr
Seglers Midnight, aber einmal im Jahr geht es dann doch.
Gemeinsam schauen
wir nach dem etwas spaerlichen Feuerwerk ueber Hilo und man fragt sich
wo alle
die Menschen mit denen man in diesem Jahr feiert, wohl im naechsten
Jahr sein
werden.
Auch das gehoert
zum Seglerleben. Man lernt viele neue und interrasante
Menschen kennen, aber leider muss man genauso
oft Abschied nehmen.
Und so wird sich
auch diese Runde in den kommenden Tagen aufloesen.
Und
wir schauen zurueck auf die zurueckliegenden Monate. Die Monate in
Neuseeland mit vielen Freunden und schoenem Toern entlang der
Nordostkueste. Unser Start nach Raivavae in den
Austalislands.
Ein anspruchsvolles Seestueck, das Kerstin mit Winden bis
55 Kn Wind doch nachhaltig beeindruckt hat. Die Monate in Polynesien
mit vielen
neuen Erlebnissen, fremder Kultur und neuen Freunden.
Aber auch mit der
wochenlangen Einsamkeit in den Tuamotus, die einerseits schoen war,
irgendwann
aber auch ein bisschen Inselkoller verursachte. Und natuerlich unser
Gummitoern
nach Hawaii, der dank wenig Wind sich doch ein bisschen laenger hinzog
als
geplant. Und nun all das neue auf Hawaii….Ein spannendes,
schoenes,
anstrengendes, buntes Jahr 2009, das da nun hinter uns liegt.
1. Januar
Horizonterweiterung...
Zu den Annehmlichkeiten
Hilos gehoert ein Wireless-Internetzugang in Broadband Qualitaet. Und
so kommen
wir nach Monaten mal wieder zum ausfuehrlichen Surfen im Internet.
Datenmengen,
die in den Tuamotus (Bitte nicht falsch verstehen, wir waren froh, dort
ueberhaupt
ab und an einen Internetanschluss zu finden. Das alleine war schon
grossartig
und unerwartet, so am Ende der Welt) nur im Schneckentempo auf dem
Bildschirm
erschienen, flitzen hier nur so rein. Und das nutzen wir und surfen.
Hawaii
gilt schliesslich als Surfhochburg oder haben wir da was falsch
verstanden…?
Dabei stolpern
wir natuerlich irgendwann auch auf die Internetseite der Yacht. Mal
gucken was
die Wintersaison in Deutschland so hergibt, was es Neues gibt, etc.
Eine
Horizonterweiterung der besonderen Art wartet dort auf uns. Und jeder
der
Teilhaben moechte findet hier seine eigene Horizonterweiterung hier, sowie
auf der Seite von Sail2Horizons.
Auf
eine Weise ja irgendwie bruellkomisch, auf
eine andere aber auch sehr aergerlich.
Aergerlich zum
einen, weil dabei einem Hilfsprojekt fuer benachteiligte Jugendliche
ein Baerendienst
erwiesen wurde und man nur hoffen kann, das die Spender zwischen den
ehrlichen
Belangen der Jugendlichen und dem Egotripp eines ueberforderten
Moechtegern-Mc
Arthurs unterscheiden koennen.
Zum anderen aber
auch Aergerlich, weil einem solch zweifelhaftem Unternehmen eine so
grosse
Medienoeffentlichkeit zu teil wird. Haben wir wirklich keine anderen
Probleme
oder Interessen….
Und ist das
wirklich noch etwas, das der segelbegeisterte Leser in einem Magazin
wie der
Yacht lesen moechte? Vielleicht ist das so, mag sein.
Aber was steckt
hinter dieser Hatz nach immer neuen Erfolgen und Superlativen?
Da will jemand
eine Weltumsegelung machen und dabei nicht auf allen erdenklichen
Komfort
verzichten. Das Schiff muss gross sein. Sehr gross fuer einen Allein,
was ja
nicht zwangslaeufig mit der Sicherheit zu tun hat. Ein grosses Schiff
ist
teuer. Er braucht also irgendwie jemanden, der den ganzen Spass bezahlt.
Und irgendwie
will er auch nicht so still fuer sich Rund um die Welt. Er moechte
dabei gerne
auch noch ins Fernsehen. Und noch ein Buch schreiben. Der Nachbar
zuhause soll
wissen, was fuer eine toller Kerl er ist, auch mit Bauchansatz und
schuetterem
Haupthaar. Also muss seine Segelreise irgendwie ein Rekord werden. Als
erster Nonstop um die Welt? Haben schon so viele gemacht…Ein
Deutscher leider auch schon….
Einhand ist auch nicht mehr neu, hat bloederweise der selbe Deutsche
auch schon
gemacht. Aber Herr Luchtenborg ist einfallsreich.
Gleich zweimal
hintereinander Non Stopp Einhand um die Welt, einmal links und einmal
rechts
rum. Enttauschenderweise leider nicht rueckwaerts Segelnd, das waere
mal
wirklich originell…. Das ganze noch
ein bisschen verziert mit sozialem Engagement und Klimaschutz, das
erweitert die Fangemeinde. Seine
Toern-Idee sichert ihm Sponsoren und das Geld fuer ein
schickes Schiff.
Die
Ausruestungsliste seiner schmucken Yacht liesst sich wie der aktuelle
Katalog
von A.W. Niemeyer. Es ist alles vorhanden was teuer ist.
Satelitenuebertragung
direkt ins Internet, Liveschaltungen und Ortungen Rund um die Uhr,
Faekalientank (auf einer Non Stopp Umsegelung ?!) und geschlafen wird
auch
nicht einfach so, sondern mit System.
Calypso Schlafsysteme in sechs Kojen. Was
immer das auch sein mag.
14 AGM Batterien
und zahlreiche Solarpanele in Fussballfeldgroesse sorgen fuer die
noetige Energie.
Die Herrn Luchternborn dann aber letztlich fehlt.
Nachdem er erst
mit Freundin einige Paeuschen entlang der
spanisch-portugisischen Kueste eingelegt hat, , also „Quasi Solo-Quasi
Nonstopp“, dann
an diversen Kuesten entlanggehangelt
(„Ich brauche diese mentalen Motivationsanker“,
eine Wortschoepfung, die in den
Sprachgebrauch der Lop To sofort dankbar uebernommen wurde.) die
Suedlichen
Breiten erreicht hat, macht ein Wal dem Grausen ein Ende und wirft sich
Herrn
Luchtenborg in den Weg. Tiere sind eben doch klueger als man gemeinhin
annimmt…...
Der Segler fuehlte beim Aufprall doch tatsaechlich, dass das Objekt mit
dem er
gerade kollidierte
sich „weich“
anfuehlte. Fuer wie bloed haelt dieser Mensch andere eigentlich?
Aber Ende gut
alles gut, am Schluss hat er sein daraufhin aufgegebenes Schiff ja
wiederfinden
lassen, er hat es reparieren lassen und ist wieder auf dem Weg.
Nein! Wir sind
nicht wirklich gespannt auf Neuigkeiten vom Projekt Sail2Horizons und
hoffen
ganz ehrlich, das Magazine wie die Yacht, solche Geschichten in Zukunft
vielleicht
wieder weniger
unterstuetzen.
Vielleicht einfach
mal wieder ein bisschen weniger Sensation, dafuer ein bisschen mehr
Segeln.
Weniger Karbon, mehr echtes Erleben.
Vielleicht ist
ein gut beschriebener Toern rund Malle fuer viele ja auch lesenswert.
Statt die
immer neue Suche nach immer neuen Erstleistungen.
Ein Versuch waere es Wert finden wir
…
Und wenn dem
nicht so ist, bleiben ja immer noch die Berichte ueber Jessica Watson,
die
gerade 16 geworden, derzeit unterwegs ist, als juengste Einhandseglerin
die
Welt Nonstopp zu umsegeln. Allerdings muss sie sich beeilen, weil da ja
schon
diese 13 jaehrige Niederlaenderin in der Startschuhen steht, um ihr den
Rekord
wieder ab zu jagen…..
Mal ganz ehrlich.
Unsere Welt ist schon ein bisschen gaga oder?
Aber wir sind ja
auch nicht ganz vom Zeitgeist unabhaengig. Menschen sind Herdentiere
und wollen
irgendwie doch immer irgendwo zugehoeren. Und so ueberdenken wir
unseren ersten
Eintrag auf unserer Homepage fuer das Jahr 2010 noch einmal.
Irgendwie war der
bloed formuliert. So farblos.
Irgendwie ist es
uns dabei nicht gelungen unsere Erfahrungen und das Erleben von Natur
und
Mensch einer breiteren Masse authentisch zu kommunizieren. Sie
teilhaben zu
lassen an dem unmittelbaren Erfahrungen eines abenteuerlichen Lebens
unter
Segeln. Unserem taeglichen Kampf mit den Elementen….
Sorry. So geht
das natuerlich nicht. So was will keiner mehr lesen. Das lockt keinen
mehr
hinterm Sofa her.
Wir fangen also noch
mal an:
1. Januar
Zweitausendzehn
...und wieder einmal Sturm....
Ist es wirklich
schon wieder so weit? Steht uns schon wieder ein neues Jahr voller
neuer Herausforderungen
bevor?
Wo wird es uns
hin fuehren? Wieder in die gnadenlosen und sturmgepeitschten Gewaesser
der
Rouring Forties, wo wir mit hochhaushohen Wellenbergen
kaempfen, die gnadenlos
auf Schiff und Besatzung einpruegeln. Tagelang, wochenlang, bei Nebel,
Flaute
und heulenden Stuermen. Bis wir eine unbekannte Insel erreichen. Am
Ende der
Zivilisation und sozusagen noch fast unentdeckt.
Oder werden wir
wieder von den gefaehrlichen Riffeinfahrten der Suedseeatolle gefordert
werden,
die wir so lieben. Ein Fehler, ein klitzekleiner Fehler oder der
Ausfall des
Motors bedeutet dort zwangslaeufig den Verlust von Schiff und
vielleicht sogar
dem Leben.
Als wir am Abend
mit den anderen Fahrtenseglern hier im Hiloer Hafen zusammensitzen (Es
gibt
natuerlich nur wenige Schiffe, die die gefaehrliche Ansteuerung in Kauf
nehmen), stehen allen diese Fragen auf der wettergegerbten Stirn
geschrieben.
Hier sitzen sie,
die Seebaeren und ihre
Gefaehrtinnen.
Braungebrannte Salzbuckel, die nichts mehr erschuettert. Schon gar kein
schlechtes Wetter…
800 000 Seemeilen
gesegelete Segelgeschichte an einem Tisch. Geschichten die einem das
Herz
erwaermen und den Atem stocken lassen. Geschichten von Verlusten auf
See, von
Stuermen und Naturkatastrophen. Und Geschichten von der Einsamkeit
unter dem
endlosen Sternenhimmel des Pazifiks, dem groessten Ozean unserer Welt.
Aber wir klagen
nicht. Zumindest nicht laut. Wir haben dieses harte, von Entbehrungen
gepraegte Leben gewaehlt.
Einsam und gefaehrlich.
Und es erweitert
unseren Horizont. Und zum Glueck genuegt uns einer davon.
Und wo wir gerade
dabei sind. Die Crew braucht eine neue Segeljacke, die alte ist
undicht. Wenn
jemand spenden moechte, geben wir gerne unsere Bankverbindung bekannt.
Der Name
des Spenders wird mit Edding ins Segel der Lop To geschrieben und dort
von
zahlreichen Toelpeln und Seepferdchen
ueber die Weltmeere kommuniziert.
Und wenn keiner spenden will,
kaufen wir die Jacke eben selber.
In diesem Sinne:
Ein frohes Neues…..
3. Januar
Hilo, Big Island, Hawaii
Hilo, unser
derzeitiger Hafen gefaellt uns gut. Die Stadt ist 1946 und 1960 von
einem Tsunami verwuestet worden. Noch heute kann man die zahlreichen
Bauluecken sehen, die durch diese Katastrophen verursacht wurden.
Ansonsten ist Hilo eher verschlafen und scheint sich
seit den fuenfziger Jahren zumindest im Stadtgebiet nicht wesentlich
veraendert
zu haben.
Die alten Holzbauten beherbergen kleine Gallerien, Antiklaeden und
Second Hand Buchlaeden in denen man muehelos einige Tage verschwinden kann.
Im Gegensatz zur modernen Shoppingmall am Stadtrand, die Einkauf in XXL
bietet, ist die Innenstadt uebersichtlich. Alles wirkt ein bisschen
angestaubt.
Mittwochs und
Samstags ist Markt. Frisches Obst und Gemuese zu billigen Preisen
und in toller Qualitaet. Gerade ist Papaya Zeit. Berge der leckeren
Fruechte liegen auf den Marktstaenden und werden den Kaeufern zum
Schnaeppchenpreis hinterher geworfen. 6 Stueck fuer 2 Dollar sind keine
Seltenheit. Wir rechnen immer noch ab und an um auf tahitianisch. Sechs
Papayas im Carefor in Papeete? 12 Euro.
Und immer
wieder das, was uns am besten an Hawaii
gefaellt. Super freundliche Menschen. Alles sehr entspannt und relaxed.
Wir
geniessen es. Keinen interessiert es, wie der andere aussieht oder an
hat. Haarfarbe, Hautfarbe, Geldbeutel. Nicht wichtig. Live Aloha.
Solchermassen motiviert
kommt der Skipper auch endlich zu einem neuen Hut. Mutig und
kulturell aufgeschlossen probiert er sich durch das Hutangebot eines
kleinen Hiloer Laden. Das asiatische Modell kommt in die engere Wahl,
ist leider aber etwas klein fuer den norddeutschen Kopp und erinnert
entfernt an Lampenschirm.
Am Ende wird es das Modell "Hawai'ischer Plantagenbesitzer.
Gute Wahl, wie das Beweissfoto zeigt:
5. Januar
Hamakua Coast, Big Island
Blick ins Waipo Valley
Steilkueste im Nordosten der Insel
Wir sind kraeftig
unterwegs auf Big Island und fahren noch mal in den Norden der Insel.
Der Unterschied
zwischen Luv- und Leeseite ist so gewaltig, dass wir staunend durch die sich so
schnell wechselnde Landschaft fahren.
An der Hamakua Kueste, ueppiges Gruen mit
hunderten von verschiedenen Pflanzen und einem tollen Blick in Waipi’o Tal, was
auf Hawaii’anisch soviel bedeutet wie „Kurviges Wasser“.
Ein tiefer Einschnitt
in die Steilkueste der Nordostseite Big Islands hat das Tal gebildet, das lange
Zeit als hervorragendes Anbaugebiet von Taro galt. Bis zu 7.500 Menschen haben
das Tal besiedelt. Nach dem Tsunami, der Big Island 1946 (und spaeter noch
einmal 1960) getroffen hat, stehen hier heute nur noch wenige Privathaeuser und
Besucher duerfen das Tal nur noch in gefuehrten Wanderungen besuchen.
WIr sparen uns das beim Anblick der steilen Strasse hinab ins Tal. Schliesslich muessen wir da spaeter auch wieder rauf....
Fuer uns geht es weiter in die Hochebene mit Rinderweiden so weit das Auge
reicht. Auf Hawaii gibt es sie noch, die richtigen Cowboys. Paniolos werden sie
hier genannt. Leider sehen wir keine, aber riesige Weiden und Farmland soweit
das Auge reicht.
Die groesste dieser
Farmen ist die Parker Ranch. 50.000 Rinder werden hier auf einer Flaeche von
mehr als 500.000 acres gezuechtet. Das
sind gut 10 % der Gesamtflaeche Big Islands. 1996 starb der letzte, die Farm
verwaltende Angehoerige der Parker Familie. Richard Smart, Spross in sechster
Generation, hat den Farmbesitz in eine gemeinnuetzige Stiftung verwandelt, die
heute Hawaii weit Schulen und Gesundheitseinrichtungen unterhaelt. Nur 1 % des
riesigen Grundbesitzes befindet sich heute noch in Privatbesitz.
Kirche in Waimea
Karge Kueste im Nordwesten
Die USA sind im uebrigen das Land der Hinweis-, Gebots- und Verbotsschilder.
Ueberall wird hingewiesen und
gewarnt, rechtlich belehrt und verboten. Zum Beginn einer jeden Strasse ein Schilderwald....
Und auch viele Palmen sind zu diesem Zweck beschriftet.
Aber auch Humor wird gezeigt und zum Teil sogar im Strassenverkehr handfeste Lebenshilfe geboten:
An der
Nordwestkueste von Big Island finden wir Schilder, die mal wirklich
orginell sind. Man stelle sich sowas am Strand von Travemuende
vor. Vorsicht Kollisionsgefahr mit Buckelwalen....NIcht schlecht oder?
An der Nordkueste
fahren wir bis zum Outlook ins Pololu Valley. Noch einmal ein atemberaubender
Blick in die Tiefe und an den schwarzen Lavastrand der Nordkueste und ein bisschen Livestyle Immobilie.
Die beiden
Staedte Hawi und Kapa’au sind wieder einmal typisch Hawaii. Kleine
Hippiesiedlungen mit schnuckeligen kleinen Cafes und Galerien. Waehrend Helmut
zufrieden ein Eis muemmelt, durchforsten Carmen und Kerstin die Laeden und
sind begeistert.
Selbst Fidel fuehlt sich hier, mitten in kapitalistischem Feindesland sichtlich wohl. Live Aloha, wie gesagt!
6. Januar
Botanischer Garten
So karg die Leeseiten der Inseln auch sind. Die Luvseiten sind gruen, gruen, gruen.
Und zaehlen zu den regenreichsten Gegeneden der Welt. Wir besuchen
daher noch den Botanischen Garten auf Big Island. Aus einer private Initiative heraus ist hier
ein toller Park entstanden, in dem wir viel Zeit verbringen. Orchideen, Palmen,
Farne. Blueten die wir noch nie irgendwo gesehen haben. Toll. Es gefaellt uns
sehr.
8. Januar
Bodyart
Kerstin tut's. Seit dem vergangenen Jahr bewundert sie die polynesischen Tatoos.
Nun hat sie auch eins.
Ein Motiv mit besonderer Bedeutung, einen stilisierten Manta mit Hai.
Die polynesische Bedeutung fuer den Manta ist Schutz, der Hai bedeutet
Kraft. Der Fischhoek aus dem der Haikoerper gebildet ist, bedeutet
Schutz fuer Reisen auf See, die Sonne steht fuer Leben und
Neubeginn.
Zusammen bildet das Bild ein polynesisches Symbol fuer Menschen auf
langen Reisen. Was koennte es also passenderes geben fuer Kerstins Bein
und dem Skipper gefaellt es auch.
10. Januar
Honolulu, Ohua, Hawaii
Wir wollen so langsam weiter, was sich als nicht ganz einfach erweist. Gute
Ankerbuchten sind rar an Hawaiis Kuesten und so ist man fuer laengeres Liegen
auf Haefen angewiesen. Hier einen Platz zu finden ist nicht immer einfach.
Die privaten
Marinas sind vielfach voll oder sehr teuer. So kostet der Waikiki Yachtclub auf
Ohau fuer Lop To's Schiffsgroesse schlappe 1.000 US $ pro Monat. Das wollen wir einfach nicht ausgeben.
Also suchen wir
nach einem Platz in einem der staatlichen Haefen. Man muss sich schriftlich bewerben und bekommt
dann einen Platz zugewiesen. Oder auch nicht…Wir haben Glueck und bekommen
einen Platz im Ala Wai Yacht Harbor mitten im Herzen von Waikiki.
190 Meilen
geht es also von Big Island weiter in Richtung Nordwesten nach Ohau, der
Hauptinsel Hawai’is.
Maui im Hintergrund, Ansteuerung auf Honolulu
Ala Wai Yacht Hafen, was wollen wir
mehr, zumal hier auch die Panika liegt mit Andre und Christina an Bord, die
Helmut zuletzt vor 4 Jahren in Neukaledonien getroffen hat. Die beiden sind
seither ueber Japan und Korea, Alaska und die USA hierher nach Hawaii gesegelt
und haben viel zu erzaehlen. Der erste Abend wird entsprechend lang……
Wir sind also in
Honolulus bekanntestem Vorort Waikiki. Gleich neben unserem Liegeplatz liegt
das Hilton Village Hotel.
Na, kommt das dem
einen oder anderen noch bekannt vor?
Genau. Magnum.
Hier hat er sich
Mitte der achtziger Jahre in zahlreichen Fernsehfolgen von den Balkonen
abgeseilt oder am Pool gesonnt. Der Pool steht im uebrigen allen offen. Man
muss sich nur anmelden.
Ein Blick auf die hier versammelten Damen reicht Helmut
allerdings. „Ich komm in zwanzig Jahren noch mal wieder“ murmelt er erschreckt
beim Anblick der vielen brutzelnden Mitachtzigerinnen, die hier in Pink und
Rose die Sonne geniessen und sich beim Anblick des Skippers schon ueber
Frischfleisch freuen.
Waikiki ist
Mallorca, ohne Frage. Und wir haben einiges zu gucken.
Geliftete
Schoenheitskoeniginnen mit Pudel in Pink neben Althippie mit Rastazoepfen. Und
alles versteht sich prima. Lustiges Voelkchen hier….
Allerdings
erkennt man nach genauem Hinsehen, das die Wirtschaftskrise die USA fest im
Griff hat. Bereits in Big Island wurden im Januar die Lehrer und Polizisten
fuer zwei Tage unbezahlt in den Zwangsurlaub geschickt. Die Angestellten der
Universitaet muessen fuer zunaechst 18 Monate auf 6,7 % Gehalt verzichten, um
die Schliessung der Universitaet zu verhindern.
Hier auf Ohau stapelt sich der
Muell. Sonst wir er zur Entsorgung aufs Festland verschifft. Dazu fehlt
momentan das Geld.
Das Maritime
Museum der Stadt Honolulu, wie so vieles im Kulturleben der USA eine private
Initiative, ist geschlossen, Wiedereroeffnung ungewiss.
Auch im
staatseigenen Hafen fehlt Geld an allen Ecken. Der Ala Wai Yachthafen
ist fern vom Luxus, den vielleicht der ein oder andere von einem Hafen
in Waikiki erwartet.
Die Duschen fuer Transityachten
sind in einem Zustand, der einen nicht gerade zur Koerperpflege animiert und in einem
Teil des Hafens hat die Stadt die Fingerstege zu den Yachten kurzerhand wegen
Einsturtzgefahr abgerissen. Reparatur ungewiss…..
Die Yachteigner,
die dort ihre Schiffe liegen haben sind auf Eigenkonstruktionen angewiesen um
weiter auf die Schiffe zu kommen.
Das alles tut
dem Flair des Hafens keinen Abbruch. Bunt geht es auch hier zu. Wie so
oft in Hawaii. Jeder wie er mag und will, solange es den Nachbarn nicht
stoert. Und hier stoert selten etwas. Hinweisschild hin oder her. Was
deutsche Hafenmeister in Rage bringen wuerde, ist hier Lebensstil.
So werden zum Beispiel gerne Terassen an den Steg gebaut. Manche komplett mit Bar und Grill. Andere mit Aquarium....
An manchen Stegen ist man willkommen, von anderen sollte man sich lieber fern halten
Uns ist bereits
am ersten Tag aufgefallen, das viele der Boote dauerhaft bewohnt sind. Bietet
sich ja auch an. Bei schoenem Wetter an 360 Tagen im Jahr. Und bei einem Blick
in die Immobilienangebote rund um Honolulu sowieso. Die Mietpreise haben
Hamburger Niveau. Gesalzen.
Nur leider hat nicht jeder ein Boot als Alternative zur teuren Wohnung an Land. Und so sieht man auch viel Obdachlosigkeit.
Auch mitten in
Waikiki, am Traumstrand fuer Tausende, haben sich Menschen dauerhaft
niedergelassen. Ein trauriger Anblick, auch wenn er unter Pamen stattfindet.
Honolulu ist eine
bunte Stadt. Was natuerlich, wie ueberall auf Hawaii an der Voelkervielfalt
liegt, die sich hier im laufe der Geschichte niedergelassen hat.
Chinesen,
Japaner, Philipinos, Koreaner, Iren, Deutsche und Englaender haben der Stadt
ihren Stempel aufgedrueckt. Altes und Modernes vertreagt sich dabei ebenso, wie die verschiedenen Kulturen.
Nach der Innenstadt mit alten Gebaeuden und
moderner Architektur gucken wir uns begeistert Chinatown an. Und sind, zwei
Bloecke vom Centrum Honolulus entfernt ploetzlich in Shanghai.
Im Hinterhof
einer chinesischen Geschaeftsstrasse entdecken wir mehrere kleine
Imbissbuden. Hier kann man koreanisch, thailaendisch, chinesisch oder
filipinisch essen. Fuer 3- 6 Dollar. Kaum zu glauben.
Wir entscheiden uns fuer etwas, das wir noch nicht kennen. Filipinisch soll es sein. Helmut
entscheidet sich fuer Schwein in heller Sosse, Kerstin fuer „Black Pig“. Sieht
gut aus und schmeckt, wenn die Sosse auch eine etwas seltsame Konsistenz hat.
Irgendwann guckt ein netter Herr vom Nachbartisch interessiert auf Kerstins
Teller. „Oh“, sagt er „das ist ja erstaunlich das Sie DAS essen. Ungewoehnlich
fuer eine Europaerin….“ Kerstin ahnt nichts gutes und kaut langsamer, als Helmut
schon fragt was das denn sei, was seine Crew da gerade geniesst. „Schwein in
Blutsosse“ ist die Antwort. Na lecker doch…..
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