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Juni 2010
04. Juni
Ueber
den Aequator zurueck auf die Suedhalbkugel

Rasmus
meint es gut mit uns.
Vielleicht ist er aber auch nur von dem grosszuegigen
Schluck Rum beeindruckt, den er zu Beginn des Toerns ueber die Reling gekippt
bekommt und er hofft auf mehr.
Verdient haette er sich das, beschenkt er uns
doch mit durchgehend guten Winden und Sonne. Und zu passender Zeit die passende
Winddrehung in exact passende Richtung. Smooth geht es ueber den
Aequator zurueck auf die Suedhalbkugel.
Auf den letzten Meilen vor Penrhyn
nochmal ein bisschen Gewitter und Wetterleuchten, man will ja nachher auch was
zu erzaehlen haben. Dann noch ein paar Delfine....
Ansonsten ein unaufregender,
schoener, ruhiger Toern. So soll das sein.
16. Juni
Penrhyn,
noerdliche Cook Islands

Panika
liegt schon in der Lagune vor Anker, als auch wir eintrudeln. Die Einfahrt in
den Pass ist einfach und der Ankerplatz besser als erwartet. Eine kleine Siedlung
am Ufer. Klares Wasser, Palmen, Korallensand, Sonnenuntergang der Extraklasse. Wie gehabt...
Und
doch ganz anders als Fanning Island. Ganz anders.
Die
Cook Islands waren lange ein neuseelaendisches Protektorat. Cook Islander haben
einen neuseelaendischen Pass und waehrend auf den Inseln nur noch gut 16.000
Menschen leben, leben in Neuseeland und Australien ca. 55.000 Cook Islander. In
den vergangenen Jahren hat sich Neuseeland zwar aus der Verwaltung weitestgehend zurueck gezogen. Geld
fliesst aber immer noch reichlich wird uns erzaehlt. Allerdings ist auch hier
das Problem die Verteilung. Vieles bleibt auf der Hauptinsel haengen oder geht
in Atolle, die durch Tourismus Einnahmen erziehlen. Was man dann ja auch wieder
nachvollziehen kann. Atolle die so abgelegen wie Penrhyn liegen, bekommen wenig
ab. Und sterben langsam aus.


Auf
Penrhyn leben nur noch etwa 180 Menschen in zwei Ortschaften. Dennoch gibt es
Strom, Broadband Internet, Telefon, ein grosses und gutausgestattetes Hospital
mit fijianischem Arzt, der zwar aussieht wie gerade mal 19, aber zu unserer
Ueberraschung bereits drei Kinder hat.
Auch die
Schule ist gut ausgestattet, u.a.
mit 10 modernen
Computerarbeitsplaetzen. Der Schulleiter
kommt per Jahresvertrag aus Australien.
Ganz
einfach ist das Leben allerdings auch hier nicht. Seit die
Inselbevoelkerung jaehrlich schrumpft, ist die woechentliche Flugverbindung
eingestellt worden. Wer zur Hauptisel
nach Rarotonga fliegen will, muss
das im Charterflugzeug tun. One Way fuer 2.000 NZ $....
Die Preise in den beiden
Laeden der Insel rauben uns auch hier den Atem. Gut das wir auf Hawaii so
ausreichend verproviantiert haben und
nichts wirklich brauchen. Einzig Zwiebeln kaufen wir hier. Andere frische
Sachen gibt es ohnenhin nicht.
Im Februar hat hier, Dank el Nino, der erste Cyclon der Inselgeschichte getobt.
Die Ernte aus Papaya, Brotfrucht, Bananen ist hin. Zudem hat der Sturm gosse
Schaeden an den Gebaeuden hinterlassen. Die Schule im Hauptort ist noch immer so zerstoert,
das der Unterricht im Gemeindehaus stattfinden muss. Die Internetverbindung
geht derzeit nur im Hauptort. Ansonsten sind die Bewohner mit dem Schrecken
davon gekommen.

Ab und an sieht man noch
die Leinen ueber den Daechern, mit denen die Bewohner versucht haben,
die Wellblechplatten vor dem Wegfliegen zu hindern. Wie hier bei der
katholischen Kirche des Hauptortes.
Gerade als wieder einigermassen Ruhe eingekehrt war, kam auch hier die Tsunamiwarnung,
die wir in Honolulu erlebten. Auch das
beschaeftigt viele Bewohner hier noch
immer nachhaltig. In Tatautua, dem Dorf vor dem wir momentan ankern, erzaehlte
uns Mama Pi, eine aeltere Bewohnerin, wie sich damals alle Dorfbewohner am Ufer
der Lagune versammelten. Alle Familien
hatten soweit moeglich ihr Hab und Gut in Booten verstaut, es wurde noch einmal
gemeinsam gebetet und dann, als das gesamte Dorf sich auf machen wollte,
ausserhalb der Lagune die Tsunami abzuwarten, kam Gott sei Dank die
Entwarnung.
Auch wir hatten damals in
tiefem Wasser vor Honolulu abgewartet und ueber Radio von den Vorbereitungen
auf Hawaii gehoert. Ein ungutes Gefuehl
hatten wir damals auch, aber hier auf einem Atoll, das knapp 1 Meter aus
dem Wasser schaut, war die Situation sicherlich um ein vielfachers
beaengstigender.
Die
Bewohner von Tatautua, dem kleinen Ort an der Ostseite des Atolls, sind geschaeftstuechtig.
Kaum ist unser Anker vorm Ort gefallen, ist auch schon Papa Nikau, einer der
aelteren Bewohner an Bord. „You like to trade?‘ laechelt er uns zahnlos
endgegen?
Na klar, haben wir fuer diese Faelle doch noch so einiges an Bord, das
sich in den letzten Jahren angesammelt hat und wir nicht mehr brauchen. Obwohl
wir dachten , Lop to bereits in Fanning von allem leer geraeumt zu haben,
findet sich doch immer noch etwas begehrtes. Begehrt auf Penrhyn sind vor allem
Angelhaken, Angelleine, Taschenlampen, Batterien, Taucherbrillen,....
Auch wenn
man sie hier im Laden kaufen kann, die Preise sind wie gesagt abenteuerlich.
Wir handeln, nicht nur mit Papa Nikau, sondern haben das Gefuehl, das im
Anschluss fast alle der ca. dreissig Erwachsenen des Dorfes erscheinen. So
kommen wir zu wunderschoenem Kunsthandwerk und zu einem grossen Stueck Wahoo,
der heute abend in unserer Pfanne landet. Helmut gibt dafuer seine letzte an
Bord verbliebene Zigarre...
Auch
die Kinder des Dorfes kommen zu LOP TO und PANIKA hinaus gepaddelt. Zu
fuenft
auf einem alten Surfbrett. Eines Tages mit vier Eiern und der
Bitte ihnen einen Kuchen zu backen. Den kriegen sie natuerlich. Schokoladenkuchen satt fuer alle....

Ganz
ungefaehrlich erscheint uns so ein Paddelausflug per Suefbrett nicht. Das Dorf fuettert seit
Jahrzehnten Haie und die haben sich hier in grosser Zahl angesiedelt und
geniessen ein stressfreies Leben dank
taeglicher Fuetterung mit Fischabfaellen. Vorm Ufer liegen sie in so grosser
Zahl im flachen Wasser, das man sie mit dem Dinghi anstossen muss, um sich den
Weg zu bahnen. Ja, das klingt jetzt
wieder maechtig nach Seemannsgarn und Kaeptn Blaubaergeschichten schon klar,
ist aber wirklich so!

Die
Kinder plantschen daneben munter im Wasser und alle Anwohner versichern uns auf
unsere besorgten Fragen „Die tun nichts, die wollen nur spielen!“
Haben wir das
nicht auch schon im heimischen Stadtpark gehoert, kurz bevor der bissige
Schaeferhund auf uns zu kam....
Wir bleiben etwas skeptisch und sind aber
irgendwie auch faziniert. Schwimmen mit Haien, das muss wohl auch fuer uns hier
nochmal sein. Wahrscheinlich sind die Biester viel zu traege um zuzubeissen.
Zumindest hoffen wir das....


In
Tatautua gibt es noch eine tolle Traditiion. Seit 1988 fuehrt das Dorf ein
Gaestebuch, fuer alle vorbeikommenden Yachten. Natuerlich malen und schreiben
auch wir fleissig und freuen uns ueber die Eintraege vieler uns bekannter Yachten,
die wir im Buch finden.
Und
wir gehen mal wieder zur Kirche. Dementsprechend muessen wir uns natuerlich
aufmotzen. Fuer Maenner sind lange Hosen ein absolutes muss, auf die
Anzugsjacke wird bei Seglern grosszuegig verzichtet. Frauen muessen Rock tragen und
Hut. Solchermassen in Schale geschmissen erscheinen wir am Sonntag
morgenerwartungsvoll in der Dorfkirche.
Dem Gesang wegen, der ja ueberall in Polynesien so beeindruckend sein soll. In
Samoa und Tonga war er das wirklich. Hier entpuppt sich das Singen mehr als
eine sportliche Wettkampfveranstaltung. Sieger ist, wer am lautesten
kann....laut koennen sie fast alle, aber so richtig koennen, kann hier keiner.
Urrrgggghhh, die Menschen in Tatautua sind wirklich sehr, sehr nett, aber
singen koennen sie nicht.....
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