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Mai 2010
01. Mai
Blauwassersegeln
ohne Seglerbeine....
...ist
muehsam. Die Crew gibt sich auf den ersten Meilen mal wieder ausgiebig der
Seekrankheit hin und hadert mit dem Schicksal noch knapp 700 Meilen vor sich zu
haben.
Kaum steht die Crew auf Seebeinen, erwischt es den Skipper. Unser
Bergausflug in Mauis kaltem Morgengrauen auf 10.000 Fuss verlangt seinen
Tribut. Bronchitis vom Feinsten und noch immer gut 400 sm bis Christmas
Island....
06. Mai
"...where the Hell is Kiribati?"
Christmas Island, Line Islands, Kiribati
Papier
ist geduldig, elektronische Seekarten ab und an ebenso, und so finden wir den
Ankerplatz auf Christmas Island doch etwas anders vor, als in den Karten
verzeichnet. Den Pass um die Ecke in die Lagune gibt es nicht, das Wasser in
der Lagune ist durchgehend Brusttief. Und das ist leider zu flach fuer „Lop To“
.
So
faellt der Anker in Lee der Insel und
ausserhalb des Riffs. Er faellt und schleift dann mehrmals munter unter dem Boot ueber den Grund ... Auf einer
durchgehenden Korallenplatte liegt nur eine duenne Schicht Sand, da hat er
keine Chance Halt zu finden. Beim vierten Versuch vertuedelt er sich gnaedig um
einen etwas hoeheren Korallenblock, wie Helmut nach einem kurzen Tauchgang
feststellt. Nicht gerade toll, muss aber fuer einige Tage reichen...
Inzwischen
plaerrt bereits dasVHF ununterbrochen. Zoll, Immigration, MAF und Arzt wollen
zur „Boarding Party“ am Strand abgeholt werden und uns einklarieren. Wir
verschieben das ganze auf den kommenden Morgen und gehen muede in die Koje.
Am
naechsten Morgen holt Helmut die Offiziellen von der gut eine Meile entfernten
Pier ab. Alle Hinweise, das unser Dinghi bei den herrschenden Wetterverghaeltnissen
fuer diese Aktion etwas klein ist, haben keinen Erfolg. Heute ist Boarding
Party, darauf bestehen die Offiziellen und steigen munter zu Helmut ins Dinghi.
Die
Fahrt zurueck gegen den Wind erweisst sich dann schnell als etwas
unkomfortabel. Der Wasserstand im ueberladenen Gummiboot steigt in bedenkliche
Hoehen und der Zoellner faengt an hektisch das Dinghi zu lenzen...er kann nicht
schwimmen und hat Panik in den Augen. Patschnass, inkl. nassem Skipper kommen
die Herren bei LOP TO an und klarieren uns auf Plastiktueten sitzend, ein. Alle
sind freundlich, nett und das Einklarieren erscheint problemlos. Allerdings
muessen wir morgen nochmal im Buero an Land vorbeischauen, es werden noch ein
paar Kopien benoetigt und wir muessen Hafengeld, Einklarierungsgebuehr etc.
entrichten.
Der
Polizist fragt uns sehr genau nach Alkohol.
Deutsche, so meint er , seien doch alle Alkoholiker...Wie er denn zu der
Auffasssung gekommen sei, frage ich ihn etwas irritiert. Auf der Hauptinsel
Kiribatis erfahren wir, in Tarawa, steht eine Seefahrtsschule, die von
deutschen Reedereien unterhalten wird. Hier rekrutieren deutsche Handelsschiffe
seit Jahren billige Seeleute und schaffen somit immerhin ein paar, wenn auch
schlecht bezahlte Jobs auf den Inseln. „Die trinken alle, wenn sie zurueck
kommen“ weis der Polizist aus Erfahrung. Aber auch andere Nationen kommen nicht
so gut weg bei ihm. Franzosen z. B. mag er
auch nicht sonderlich. Er erzaehlt , das der kiribatische Zoll seit
Jahren einem Franzosen nachstellt, der auf den unbewohnten Atollen weiter im
Sueden, Kanabis fuer den Drogenmarkt auf Tahiti anbaut. Vor einigen Monaten
haben sie seine verlassene Huette auf Caroline Island gefunden. Auf dem Tisch
ein Zettel mit Datum und einer Nachricht fuer einen Freund. Sie hatten ihn um
nur eine Woche verpasst....Seine Pflanzen waren sauber verbrannt, er seither
wieder unauffindbar verschwunden im weitlaeufigen Inselgewirr. Geschichten
gibts, denken wir...., in der Weite des Pazifis ist wohl noch vieles moeglich.
Dann
ist erst einmal Krankenlager angesagt. Nachdem Helmut seine Brochitis
ordentlich verschleppt hat, kratzt es nun auch in Kerstins Hals und sie legt
sich mit satten 39,5 Fieber ins Bett. Kuschlig bei 33 Grad im Schiff.
Aber
irgendwann ist auch das ueberstanden und wir koennen die Insel erkunden. Wenn
auch nur relativ kurz, der Ankerplatz gibt ja leider nicht viel her und alleine
lassen moegen wir LOP TO hier nicht allzu lange.
Christmas
Island ist flaechenmaessig eines der groessten Atolle der Welt. Dennoch
gibt es hier nur drei Ortschaften. Waehrend das Internet und unser Reisefuehrer
noch von 10.000 Bewohnern sprechen, erfahren wir auf der Insel, das hier
inzwischen nur noch 5.000 Menschen leben. Die meisten sind Kinder, Jugendliche und Alte. Wer kann, geht nach
Tarawa oder gleich ins Ausland zum arbeiten.
Die
drei Ortschaften auf Christmas heissen London, Banana und Poland. Dazu gibt es
noch ein bewohntes Motu mit Namen Paris. Das bescherrt den hier lebenden
Menschen zum Teil sehr eindruckvolle Lebenslaeufe. So erzaehlt mir ein
Judendlicher ganz selbstverstaendlich „Geboren bin ich in Poland, dann aber mit
meinen Eltern nach Paris gezogen. Seit ich zur Schule gehe, lebe ich bei meiner
Tante in London.“ Nicht schlecht....
Allerdings
aendert sich der Blick auf die Dinge, wenn man London kennen lernt. Einige
staubige Strassen, grosse Kirchen, ein paar kleine Laeden und eine ANZ Bank.
Die ist allgemeiner Treffpunkt der Inselbevoelkerung. Beim Geldabheben wundern
wir ins bereits, warum es fuer einen Bankschalter drei Reihen Wartestuehle
gibt, die auch noch sehr gut besucht sind. Als wir die Tuer oeffnen, wissen wir
warum. Die ANZ Bank ist dank grosszuegig eingestellter Klimaanlage, der einzig
kuehle Ort der Insel. Und so kommt der ein oder andere schon mal mit einem Buch
unterm Arm fuer einige kuehle Minuten der Lektuere oder eine Gruppe aelterer
Frauen auf ein Schwaetzchen. Der Schluessel
fuer die Bank steckt uebrigens in der Tuer. Von aussen....
Wir
suchen Borau, den Jungen, den wir vor zweieinhalb Jahren in Samoa kennengelernt
haben (siehe Homepage April). Und finden ihn schliesslich auch. Aus dem
lachenden, lustigen Elfjaehrigen ist allerdings ein sehr stiller
fast Vierzehnjaehriger geworden. Wie alle Teenies pupertaetsbedingt irgendwo
zwischen cool und schuechtern, trifft er sich mit mir und Christina von der PANIKA zum Cultural Day einer Schule.
Er
selbst geht, wie wir erfahren nicht mehr zu Schule, seit er nach seinem Samoa
Abenteuer wieder in Fanning angekommen ist. Leider hat er inzwischen auch alle
seine Englischkenntnisse vergessen. Schade, war sein Englisch auf Samoa doch
schon sehr gut.
Er hat seine Cousine Marie Claire dabei und einige weitere
Cousins, Schwestern etc, wir koennen uns also verstaendigen. Alle klagen ueber
das gleiche Problem.
Es gibt keine Arbeit auf Christmas. In Boraus Familie
scheint gerade mal eine Tante einen Job zu haben. Alle anderen arbeiten hier und
da und schlagen sich als Grossfamilie so eben durchs Leben. An weiterfuehrende
Schulen oder gar ein Studium in Tarawa oder Fiji ist nicht zu denken.
Die aussichtslose Situation der Familie ist kein Einzelfall,
wie uns auch ein Lehrer wenig spaeter bestaetigt. Zudem gibt es auf Christmas
viel zu wenige High School Plaetze, da hier auch noch die wenigen Kinder, die
von den Inseln Fanning und Washington die High School besuchen wollen,
unterrichtet werden. Ein Trimester kostet 200 Dollar, fuer die meisten Familien
unbezahlbar. Eine Collegeausbildung ist dann nur noch in Tarawa oder im Ausland
moeglich. Hilft aber auch nicht viel, da es auch fuer Collegeabsolventen keine
Arbeit gibt. Die wenigen gut bezahlten Jobs in Regierung, Verwaltung oder Bank
werden andersweitig vergeben und bleiben in Reichweite einiger , weniger
Familien. Und die koennen sich dann auch das Schulgeld leisten, bzw. ergattern
einen High School Platz. Man braucht den entsprechenden Namen, nicht immer auch
die entsprechende Begabung. Wie in so vielen Laendern unserer Welt...
Der
Cultural Day ist beeindruckend. Seit vier Jahren wird er jaehrlich auf
Christmas veranstaltet. Drei Teams von unterschiedlichen Schulen treten
gegeneinander an , in Sportwettkaempfen und beim Singen und Tanzen. Uns
erinnert das ganze ein bisschen an das
Heiwa Festival in Raivavae im vergangen en Jahr.
Nun
stelle man sich aber vor, an einer deutschen Realschule sollten sich Schueler
in Heimatgesaengen und – taenzen messen. Die Lehrer staenden wohl alleine
da.... Hier ist es ein Hit. Der Grossteil der Inselbevoelkerung ist auf den
Beinen und neben den Wettkaempfen ist
vor allem die gemeinsame Mittagspause mit Essensportiionen in XXL wichtig.
7
Stunden lang sehen wir Taenze, Chorwettkaempfe
und wieder Taenze und erfahren
von Boraus Familie viel vom Leben auf Christmas Island.
Auf
dem Rueckweg vom Cultural Day machen wir einen kurzen Stop in einem der kleinen
Laeden in London. Die Preise ziehen einem schier die Schuhe aus. Wie um alles
in der Welt, sollen das die Menschen hier bezahlen? Uns ist das unerklaerlich.
Eine
Tube Zahnpasta kostet 6,50 AUS $, ein Apfel 1,70 AUS $, ein T Shirt, das auf
Hawaii fuer 4 $ zu haben war, kostet hier 17,50$ Zigaretten werden einzeln
verkauft, das Stueck zu 0,50 $.
Der
Hit scheinen Dosenspaghetti in Kaesesosse zu sein. Davon gibt es ganze Berge.
Bei 2,80 $ die Dose auch schon fast ein Sonderangebot.
In
der hintersten Ecke des Ladens, finde ich zwei riesige Sony Flachbildschirme.
Die sind nun wirklich guenstig. Wenn auch nur fuer deutsche
Verhaeltnisse. Und praktisch sind sie auch. Auf einer Insel mit
stundenweiser Stromversorgung und ohne Fernsehsender. Aber irgendwer schein die
Dinger ja zu kaufen...
An
der Kasse treffen wir die zwei jungen,
europaeisch aussehenden Maenner wieder, die uns bereits beim Cultural
Day aufgefallen waren. Neben uns, die einzigen „Bleichgesichter“.
Die
beiden entpuppen sich als Missionare der Mormonen Kirche. Wer den Blog schon
seit laengerem liesst, erinnert sich
vielleicht an unser samoanisches Erlebniss mit dieser Glaubensrichtung. Aber
seis drumm, die beiden entpuppen sich als aeusserst aufgeschlossen und
erzaehlen von ihrem Aufenthalt auf Christmas. Ich frage, ob sie sich den Ort fuer ihre zweijaehrige ehrenamtliche
Missionsarbeit vorher aussuchen koennen. Koennen sie nicht. Und auf die Frage,
was sie gedacht haben als sie auf ihrem „Versandbrief“ Christmas Island,
Kiribati gelesen haben, antwortet der eine spontan und wenig christlich „where
the Hell is Kiribati.....“
In
der Lagune entdecken wir dieser Tagen dann noch eine Mastspitze und wundern
uns, wer dort in dem flachen Gewaesser wohl ankert.
Wir
finden einen Catamaran, von dem wir bereits gelesen haben. Er besteht aus einem
Alurahmen gefuellt mit Plastikflaschen und segelt medienwirksam von der Kueste
Californiens nach Australien, um auf die Verschmutzung der Weltmeere durch
Plastikmuell hinzuweisen.
Initiert
wurde das ganze von Baron Rothschild Junior, einem der reichsten und
dementsprechend begehrten
Junggesellen des europaischen Jet Set, lesen wir. Begleitet wird er von zwei
Enkeln Thor Heierdahls. Einer davon, nebst Baron stehen dann auch vor uns , als
wir um die Ecke biegen. Die beiden haben ihren Spass beim Kitesurfen in der
flachen Lagune. Und die weibliche Inselbevoelkerung zwischen 15 – 20 scheint
die Geschichte vom begehrten Junggesellen auch irgendwo aufgeschnappt zu haben.
Auf jedenfall sitzt sie geschlossen einige Meter weiter kichernd im Gebuesch.
Lustige Geschichte....und schon eine etwas exotische Begegnung hier auf
Christmas Island, am Ende der Welt. Wir plauschen ein wenig. Woher, wohin...
Ein paar Tage spaeter machen sich die Jungs auf den Weg in Richtung Australien.
Bon Vojage!
Fuer
uns wird es auch Zeit. Der Ankerplatz ist einfach zu schlecht um laenger hier
zu bleiben. Und so lassen auch wir Christmas Island hinter uns. Nicht ohne
einige Ratlosigkeit. Uns bedrueckt die schwierige wirtschaftliche Situation in
Boraus Familie. Gerne wollen wir helfen, moechten aber auch keine falschen
Erwartungen wecken. Und wir sehen die Situation gleich oder aehnlich in fast jeder Familie der Insel.
22. Mai
Das Ende der Welt hat einen Namen-
Fanning, Line Islands, Kiribati
Hier
sagen sich also Fuchs und Hase Gute Nacht.
Wenn sie es vorher schaffen hierher zu kommen und
das ist garnicht so einfach....
Ohne
eigenes Boot ist es kaum moeglich.
Waehrend
Christmas Island noch einmal die Woche von einer Kleinmaschine mit zehn
Plaetzen aus Honolulu angeflogen und
zudem regelmaessig per Schiff versorgt wird, ist Fanning vollkommen
isoliert. Ca. drei - viermal pro Jahr kommt der
Inselversorger, wenn das Wetter passt und das ist auch mal gerne nicht der
Fall. Dann faellt der Inselversorger eben aus...
Auf
der Insel gibt es keinen Strom, kein Telefon, kein Radio, Fernsehen oder
Internet. Einzige Versorgung zum Rest der Welt ist eine Funkstation und ein
Bewohner, der die Bestellungen fuer den Inselversorger aufnimmt und ueber ein
Pactormodem und Kurzwellenradio verfuegt. Das muss reichen fuer die 2.000
Bewohner von Fanning Island.
Die
Insel liegt fast auf dem Aequator. Es ist knacke warm und regnet an den meisten
Tagen mindestens einmal am Tag und dann wie aus Kuebeln. Ein Klima, das nicht
gerade gesund ist. Und obwohl es also Regenwasser en masse gibt, nutzen die
Bewohner aus unerklaerlichen Gruenden brackiges Grundwasser in Kaffeefarbe zur
Trinkwasserversorgung. Toiletten oder so etwas wie Kanalisation gibt es nicht. Es
wird munter auf die Insel gesch... oder in die Lagune. Die so hinterlassene
Biomasse versickert im Erdboden und gelangt ins Trinkwasser. Lecker. Die
meisten Bewohner erfahren wir leiden an Wuermern. Lebenserwartung auf Fanning
45 – 50 Jahre. Wir fuehlen uns schlagartig sehr alt....
Die
einzige medizinische Versorgung besteht aus einer kleinen Krankenstation,
besetzt mit einer Krankenschwester. Ein paar Medikamente, eine mit
Plastikmuellbeuteln bezogene Gartenliege als Krankenbett. Das wars. Krank werden
sollte man hier besser nicht.
Wir
besuchen auch die Secondary School der Insel. Vier dunkle Klassen ohne Licht.
Unverputzte Betonwaende mit dem ueberall gegenwaertigen Spak und Schimmel. Eine
Athmospahere wie im Knast. Es sind gerade Ferien, aber wir treffen einen Lehrer
und fragen ihn zum Unterricht. Verordnete Unterrichtssprache ist Englisch.
Leider sprechen nur wenige Lehrer Englisch und so wird ueberwiegend in Kiribati
unterrichtet.
Die
Primary School auf der anderen Inselseite sieht dann schon etwas
freundlicher aus. ABer irgendwie auch ein wenig vernachlaessigt.
Uberall liegt Abfall auf den Boeden, die Fensterlaeden haengen schief
in den Angeln. Schade. Aber auch hier sind gerade Ferien, vielleicht
sieht es sonst ja anders aus. Wenigstens ist es hell und freundlich.
Wir
haben eigentlich nicht erwartet hier auf andere Boote zu treffen, liegen die
Line Islands doch ziemlich ab vom Schuss des sonst so ueblichen Seglerzirkus.
Fuer die wenigen Schiffe aus oder in Richtung Hawaii, sind sie aber beliebter Zwischenstopp.
Und als Zwischenstopp waren sie auch fuer Guenter und Claudia von der deutschen
„TAO“ gedacht, als sie vor knapp sieben Monaten hier ankamen. Guenter ist
Handwerker aus vollem Herzen, der aus einem Toaster einen Dieselgenerator baut
wenn es sein muss.
Nun repariert er sich durch die vielen technischen
Baustellen der Insel. Schweisst das Insel eigene Boot, das dringend benoetigt
wird, repariert Generatoren und und und....Er hilft hier wirklich und die
Inselbewohner danken es ihm mit einem Abschiedsfest. Waehrend Kerstin noch
immer angeschlagen im Bett liegt, geht Helmut mit zum Fest. Es wird gegessen,
getanzt und gesungen. Auch die Gaetse sollen singen und der Skipper zieht sich
gerade noch mit wilden Ausreden aus der Affaere.
Zum Abschied gibt es fuer jedes Schiff
eine riesige Bananenstaude, die uns den Gefallen tut, nicht mit allen Fruechten
gleichzeitig reif zu werden. Schlaues Ding...
Neben
der TAO liegt auch noch Suggar Daddy hier,
ein Luxuscat aus den USA, die ebenfalls amerkianische Compass Rose und ein
Kiwischiff mit einem elfmonatigen Sohn. Der hoert auf den schoenen Namen Ocean.
Auf
Fanning werden wir, dankbar ueber Claudias Hilfe, die nach 7 Monaten viele
Familien der Insel kennt, die von Kala’e aus Hawaii gespendete Kleidung los.
Wir
verteilen an Familien, Schule und Krankenstation und die Freude ist gross. Auf
beiden Seiten. Von einer Familie bekommen wir als Gegengabe Bananen und Papayas
und einen riesigen Kuerbis. Kokosnuesse kommen von allen Seiten. Wir sind
versorgt mit Vitamninen und einige Familien mit neuer Kleidung.
Besonders auf der
Krankenstation freut sich die Krankenschwester ueber die abgegebene
Babykleidung. Sie kontaktiert die Geburten der letzten Wochen und verteilt wo
benoetigt wird. Kaufen koennte die Kleidung
hier kaum jemand. Wir hoeren von mehreren Seiten, das vom
Inselversorger gerne mal gebrauchte, oftmals als Spenden dort abgegebene Kleidung zu
Hoechstpreisen verkauft wird. Das gespendete
T-Shirt zu 5 $... so ist die Hilfe von den Spendern sicherlich nicht
gemeint!
So
lebensfeindlich das Klima hier fuer die Menschen ist, so ueppig waechst es in
der feuchtwarmen Umgebung. Und bei aller Armut, sorgt die Natur hier wenigstens
dafuer, das niemand hungern muss. Es gibt Taro und Kokosnuss, Bananen, Kuerbis
und Papaya. Fische, Shrimps und Muscheln. ...und Hund. Auch der zaehlt auf
Fanning zum Essensplan, wie auf fast allen Inseln Ozianiens. Man ist also gut
beraten vorsichtig in angebotenes Fleisch zu beissen, oder sich damit
abzufinden, das man hier ggf. gerade den niedlichen Fifi von nebenean verspeisst.
Das
Atoll ist wunderschoen. Wir geniessen den ersten wirklichen Ankerplatz in den
letzten fuenf Monaten und duesen mit dem Dinghi auf die andere Seite vom Pass.
Ein herrlicher Strand zieht sich hier entlang der Lagune. Wenn auch nicht mit
Sand, sondern mit dem ueberall gegenwaertigen Korallenschutt, ist er trotzdem
malerisch. Palmen zu Hauf, Pandanussbaeume und Kokoskrabben. Dazu
tuerkisfarbenes Wasser. Herrlich. Ab und an ein I-Kiribassi bei der Arbeit an
den Palmen. Herzlich sind die Menschen nicht, eher schuechtern. Aber wenn man
gruesst, am besten im lokalen „Mauri“ fuer Hallo, erntet man in jedem Fall eine
freundliche Antwort.
Auf
Fanning leben wie gesagt 2.000 Menschen. 1.999 I- Kiribati (gesprochen
iekiribas) und Bruno.
Bruno ist Franzose und lebt seit 25 Jahren hier. Warum,
kann er uns auch nicht schluessig erklaeren. Wenn das Geld alle ist, segelt er mit seinem kleinen Schiff, das an
einer Mooring in der Lagune liegt, nach Tahiti oder Hawaii, um etwas zu verdienen und um, wie er sagt „sich von
der Insel zu erholen“.
Wie er nach Fanning kam? Als Crew auf einer Segelyacht
ist er auf dem Weg nach Hawaii hier spontan von Bord gegangen und dann
„irgendwie“ hier haengen geblieben, was meist eine polynesische Frau
beinhaltet. Wir hoeren so eine Geschichte ja nicht zum ersten mal.
Eine hiesige
Familie hat ihn adoptiert und ihm ein Stueck Land geschenkt. Er hat geheiratet ,
ein wirklich schoenes Haus gebaut und inzwischen zwei Kinder. Magalie ist 16
und wuerde lieber heute als morgen die Insel verlassen. Sie kennt Frankreich,
England und Spanien von frueheren Reisen und traeumt davon, einmal selbst die
Welt zu bereisen. Ihre Chancen hierfuer dureften aber wohl eher schlecht
aussehen. Auch hier fehlt das Geld, ihr
die High School zu ermoeglichen. Uns tut sie leid.
Wir
denken viel nach uber so ein Leben, auf einer Insel wie Fanning. Es
bedrueckt
uns gar nicht in erster Linie die wirtschaftliche Armut. Sicherlich ist
die ein grosses
Problem, aber wie gesagt, hier waechst genug, um die Bevoelkerung zu
ernaehren und das ist ja schon mal mehr, als in anderen Gegenden der
Erde.
Was uns bedrueckt ist der Mangel an Kontakten zur
Aussenwelt. Kaum Nachrichten dringen nach Fanning. Die Yachties bringen
Neuigkeiten oder die Gespraeche per Funk, aber sonst.... Das Radio geht seit
ueber einem Jahr nicht mehr. Irgendein technischer Defekt in der
Antennenanlage, den niemand beheben kann. Was auf uns so bedrueckend wirkt, scheinen die
Bewohner aber eher gelassen hin zu nehmen.
Wenn wir denken, das sie neugierig
sind auf unser Leben, auf Deutschland, Neuseeland, wie auch immer, so taeuschen
wir uns haeufig. Kaum einer fragt uns woher wir kommen, noch weniger wie man
dort lebt. Das ist auf anderen Inseln anders. Irgendwie scheint die Aussenwelt auf Fanning ein wenig von ihrer
Weite und Bedeutung eingebuesst zu haben. Vielleicht ist das so, wenn man so
isoliert lebt, wie die Menschen hier das nun mal muessen.
Als
nach dem Deck auch der Innenausbau von LOP To sich beginnt mit einem leichten
Schimmelflaum zu ueberziehen, kapitulieren wir vor dem grausigen Klima hier und
segeln weiter.
Naechtes Ziel sind die noerdlichen Cookinseln. Je nach Wind am
liebsten Penrhyn oder aber das unbewohnte Suwarrow. Wir werden sehen.....
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