Dezember 2009
13. Dezember
Fehlstart in Richtung Norden
Man kann sich
vieles wuenschen, leider geht nicht alles immer in Erfuellung. Wir haben uns
einen schoenen und schnellen Toern in Richtung Hawaii gewuenscht.

Begonnen hat er
in Manihi bei totaler Flaute und mit einem Fehlstart. Helmut hatte es schon befuerchtet…beim Anker
heraufholen stellen wir fest, das sich unser Anker unverrueckbar in einen
Korallenblock geklemmt hat. Alles zerren und ziehen mit der Winsch, alles vor
und zurueck mit Lop To hilft nichts. Wir haengen fest und das auf 26 Meter
Wassertiefe.
Auch mit
Taucherausruestung koennen wir selbst hier nichts bewegen und brauchen Hilfe.
Die finden wir in
Andre einem Perlentaucher von der benachbarten Farm.
Routiniert taucht
er ab, befestigt ein aufgeschnittenes 100 Liter Plastikfass am Ankerschaft und
fuellt dieses mit Druckluft. Dann zieht er mit seinem Longboat und 80 PS Außenborder.
Als er fast schon aufgeben will, kommt der Anker frei und wir koennen ihn in
Eilgeschwindigkeit einholen, bevor er sich erneut in den Korallenkoefen am
Grund verheddert.
Mit 6 stuendiger
Verspaetung starten wir nun mit dem Nachmittagshochwasser aus der Lagune von
Manihi.
Schoen war es
hier. Besonders auf Mohemohe, unserem letzten Ankerplatz. Aber auch sehr
einsam. Nach den vergangenen Monaten in Franzoesisch Polynesien freuen wir uns
auf Hawaii.

Kaum habe wir das
Manihi umsegelt und drehen ab auf Nordkurs, sieht Helmut am Horizont eine
weisse Staubwolke knapp ueber dem Wasser auf uns zu kommen. Was in aller Welt
ist das….? Das wird doch wohl nicht….Irgendwie scheinen wir eine Gluecksstraehne
erwischt zu haben, erst der verklemmte Anker und jetzt eine Windhose. Na
prima….der Toern faengt gut an.

Gluecklicherweise
stoppt das Ding in respektabeler Entfernung. Loest sich auf und bildet sich
nach einigen Minuten neu. Allerdings fehlt ihm beim zweiten Versuch die
Energie, um bis auf die Wasseroberflaeche zu reichen. Gut so!
Wir beginnen
diesen Toern bei leider nur maessigen Wetteraussichten. Da eine Schlechtwetterfront
auf Manihi zu kommt und der Ankerplatz dort relativ ungeschuetzt war, hatten
wir uns dennoch zum Start entschlossen.
Die ersten ein
bis zwei Tage sollten wir daher nur maessigen Wind haben. Starten tun wir bei
absoluter Flaute.
Leider haben wir
nochmals Pech. Die Flaute haelt an. Tagelang.

Und so kreuzen
wir in den ersten fuenf Tagen des Toerns bei schwacher Brise in alle
erdenklichen Richtungen. Nur nicht in Richtung Hawaii…..toll.
Irgendwann
beschliessen wir, doch noch die Marquesas anzulaufen. Wenigsten die Richtung
nach Hiva Oha koennen wir einigermassen anliegen. 100 sm vor Hiva Oha dreht der
Wind erneut, nun haben wir ihn mal wieder auf die Nase. Ein erreichen der
Marquesas ohne gegenan zu Motoren wird unmoeglich.
Dafuer koennen
wir jetzt fast Kurs auf Big Island, Hawaii steuern. Aber eben nur fast…..
Um es kurz zu
machen, es bleibt so fast die gesamte Strecke. Immerhin gute 2.700 sm, fuer die
wir am Ende auch stolze 24 Tage benoetigen.
Nicht unser
bester Toern……
Die Highlights
unterwegs:
Wir uebersegeln
den Aequator. Nach fast 9 Jahren ist LOP TO somit erstmalig wieder auf der
Nordhalbkugel.
Da wir bis zum
Aequator ja schon einige Zeit unterwegs sind und dabei windbedingt ab und an
etwas seltsame Kurse gefahren sind, scheint die Tierwelt des Pazifiks uns etwas
unter die Arme greifen zu wollen. Man scheint Bedenken zu haben, das wir den Weg nun gar nicht mehr alleine finden
….
So erscheint kurz
vor dem Ueberqueren des Aequators eine Delfingruppe, die mit uns bis zur Linie
schwimmt. Und tschuess….

Mit Hilfslinie fuer die ganz Doofen...

0.00.000 N

Wir habens geschafft und sind geschafft....
Auf 6 Grad Nord
erscheint , wie fast jeden Tag in diesen Breiten ein Toelpel.
Neugierig wie alle
seiner Art, umfliegt er mehrmals die LOP TO und schaut dabei in Cockpit was wir
so machen. Wir gucken zurueck und ahnen bereits boeses. Werden seine Kreise um
das Schiff doch immer enger und tollkuehner. Irgendwann gibt es einen lauten
Knall und der Besanmast beginnt zu vibrieren. Unser Windgenerator der im Mast
befestigt ist, taumelt in wilden Schlingerbewegungen hin und her. Aus damit und
zwar schnell….
Wir wissen nun auch, wie der Vogel zu seinem
Namen, bzw. der Name zu seiner Bedeutung kam...Unser Toelpel bezahlt
seine Neugier leider mit dem Leben. Beim Versuch zwischen Haupt- und Besanmast
hindurch zu fliegen, ist er in eines der Routorblaetter des Generators geraten.
Der Skipper hat Dollarzeichen in den Augen, die Crew trauert um den Vogel…..
So langsam
naehern wir uns unserem Ziel Hawaii. Die Ueberquerung des Aequators bringt uns zu
guter letzt 6 schoene Segeltage mit annehmbaren Etmalen und das sogar
ausnahmslos in die richtige Richtung. Zum Schluss also doch noch einmal Segeln
von seiner schoensten Seite. Wir fuerchten allerdings, wir koennen das bei
diesem mal nicht mehr wirklich wuerdigen. Wir wollen endlich ankommen. Wir
haben genug…..
Die Tierwelt
erbarmt sich noch einmal. Man guckt noch mal nach uns. Bei diem Mal sehr
spektakulaer in Form einer Familie Buckelwale. Drei grosse Tiere und ein Kalb
umschwimmen die LOP TO gute 30 Minuten und der groesste Wal kommt fast auf
Tuchfuehlung an unsere Steuerbordseite geschwommen. Kerstin haelt den Atem an
und wartet auf den Aufprall. Aber die Riese taucht kurz vorher gemaechlich ab
und ist nicht mehr zu sehen.
Nach 24 Tage
erreichen wir Hilo, die groesste Stadt auf Big Island. Einklarierungshafen,
Induestriehafen, mit kleinem Hafenbecken fuer vorbei ziehende Yachten. Hier
warten bereits Carmen und Ralph auf uns. Mit einem Liegeplatz, Eis und einem
kalten Bier. So wuenscht man sich das Ankommen nach einem Solala-Toern wie er
hinter uns liegt.
2.700 sm von
Manihi bis Big Island, gute 6.000 sm seit unserem Start in Neuseeland vor knapp
6 Monaten. Zugegeben, wir sind jetzt erst einmal etwas Segelmuede. Unser
Liegeplatz OHNE Meerblick kommt uns da gelegen. Wir wollen nur noch eins:
Ausschlafen. Und dann noch ein Eis…..

14. Dezember
Big Island, Hawaii

Bei unserem
letzten Deutschlandbesuch haben wir uns ein Visa fuer die USA besorgt.
Das muss seit 11.
September sein, sofern man per Boot in die Staaten reist.
Teuer was das und
umstaendlich. Denn obwohl es in unserer Heimatstadt Hamburg ein grosses
Konsulat gibt, um das man dank der Sicherheitsvorschriften ungefaehr 5 Kilometer Umweg fahren muss wenn man die Alster
umrunden will, ist es nicht moeglich, dort jenes Visa zu beantragen. Wir
mussten extra nach Berlin zur Botschaft fahren. Haben dort eine gute Stunde vor
der Botschaft gewartet, mussten hohe Gebuehren bezahlen, um zum Schluss in
einem sehr freundlichen 5 Minuten Gespraech ein 10 Jahres Visa fuer die USA zu
erhalten.
Entsprechend
umstaendlich erwarten wir nun die Einreiseklarierung hier in Hilo. Schliesslich
gilt es nicht nur Zoll, Agriculture und MAF zu ueberwinden, sondern auch noch
die amerikanische Heimatschutzbehoerde.
Zoll, Agricultur,
MAF und Heimatschutzbehoerde erscheinen
am Tag nach unserer Ankunft in Form von Mr. Voss.
Mr. Voss ruft uns
von der Hafenmauer ein freundliches „Good Morning“ herueber, fragt ob wir
Gesund sind und Tiere an Bord haben. Gesund sind wir, Tiere haben wir nicht.
Dafuer zwei verbliebene Zwiebeln in sehr zweifelhaftem Zustand. Die sollen wir
doch bitte abgeben und spaeter mit unseren Paessen bei ihm vorbei schauen. „Take
your time, whenever you are ready…..“ Man stelle sich eine deutsche
Grenzkontrolle vor. Noch dazu an
einem Samstag….
Wir gucken eine
Stunde spaeter bei Mr. Voss im Office vorbei. Er stempelt unsere Paesse,
erzaehlt uns von drei Jahren Army in der Naehe von Stuttgart und schwaermt von
deutschem Wein. Wir schenken ihm unsere Zwiebeln und sind eingereist in die
USA.
Keine Kontrolle
an Bord, keine Suche nach versteckten Terroristen, kein Drogenhund….
Alles ganz easy
und freundlich. Das gefaellt uns gut.
17. Dezember
Im Aloha State

Hawaii...
Direkt aus der
Beschaulichkeit der Tuamotus und der Einsamkeit des Pazifiks haben wir uns in
den American Way of Life katapultiert. Und das auch noch zur Vorweihnachtszeit…
Wir staunen. Und
sind beim ersten Gang in einen Supermarkt etwas ueberfordert.
Entgegen des doch
sehr uebersichtlichen Angebotes in Manihi, gibt es hier wieder alles. Und noch
mehr…..Wann haben wir zuletzt solche Obst und Gemueseberge gesehen? Bezahlbare
Berge……Ist schon einpaar Monate her.

Erster Einkauf, erster Salat seit Juni 2009....
In Amerika
scheint alles groeser zu sein als Normal. Nicht nur die Schulden der
Privathaushalte….. Die Sandwichs in der Tiefkuehltheke sind gut einen halben
Meter lang, Milch gibt es in 5 Literpackungen, (Rotwein erfreulicherweise auch J), Steaks in Wagenradgroesse. Autos und Menschen
in XXL. Hier finden wir wieder T-Shirtgroessen im Samoastyle. Und selbst
Kerstin gehoert was de Kleidergroesse angeht, ploetzlich zum Mittelfeld. Gutes
Gefuehl, darauf gleich noch ein Eis….
Was uns bisher am
besten gefaellt auf Big Island sind die Menschen. Neugierig und freundlich wird
man ueberall angesprochen. Woher, wohin, how amazing…..
Wir freuen uns ueber
diese Aufgeschlossenheit. Und geniessen es, endlich wieder der Sprache maechtig
zu sein, die hier gesprochen wird. Wie viel einfacher doch das Leben ist, wenn man
sich mit dem Gegenueber verstaendigen kann.
Carmen und Ralph
haben einen Mietwagen organisiert und wir schauen uns nach einer kurzen
Regenerierungsphase die Insel an.
Erster Stopp der
Vulcano National Park, ein Naturpark mit dem groessten aktiven Vulkan der Welt,
dem Kilauea. Die riesige Lavafelder die sich bis zum Meer hinab erstrecken, beeindrucken
uns so sehr, das wir uns den Park am kommenden Tag noch einmal aus der Luft
ansehen.


Wobei es den Skipper eiskalt erwischt.
Er hat Heimweh nach Neuseeland, als er im Wald durch Riesenfahne und
Pohutekava Trees stapft....

Erst da sehen wir
die wahren Ausmasse des Vulkans. Riesige Mondlandschaften, die durch die
einstmals gruene Landschaft pfluegen. Riesige Rauchschwaden, die aus dem
aktiven Vulkankrater an die Oberflaeche steigen und unsere Cesna beim naeherkommen
ordentlich durchschuetteln.

Hilo, unser
derzeitiger Liegeplatz ist auch als Hauptstadt des Regens bekannt. An
durchschnittlich 260 Tagen regnet es hier.
Und nach den ersten
sonnigen Tagen, bekommen wir hierzu eine eindrucksvolle Show geliefert. Es
regnet nicht- es faellt Wasser vom Himmel. Nicht in Tropfen, nicht in
Bindfaeden, sondern als kompakte Masse, als ob jemand den benachbarten Pazifik
ueber Big Islands Ostkueste ausschuetten wollte. Dazu ein Gewitter, das mit nur
kurzen Unterbrechungen gute zwei Tage und Naechte anhaelt. Wir haben ja schon einige
tropische Regenguesse erlebt, die durch nicht vergleichbar sind, mit dem
Hamburger Landregen, den wir von zuhause kennen. Aber das es so was gibt, ist
uns neu…..


Dennoch sind wir
neugierig auf Big Island und fahren zu den Akka Wasserfaellen, vorbei am Scenic
Drive einer Aussichtsstrasse am Ostufer der Insel. Big Islands Wetterseite ist
unvorstellbar gruen. Alles scheint hier zu wachsen und wir finden uns nur
Zentimeter von der Strasse in einem undurchdringlichen Regenwald wieder. Die
Akka Wasserfaelle sind dank den Regenmassen der vergangenen 24 Stunden gut
gefuellt und brechen mit einem beaenstegenden Rauschen in die Tiefe. Ueberall
Regenboegen, Regenschwaden, Pfuetzen und Sturtzbaeche. Eigentlich hatten wir ja
erst einmal von Wasser die Nase voll, aber in dieser Form ist es doch
beeindruckend…..
Einen kurzen Stopp machen wir noch in Honomu Town, einer alten Zuckerrohrstadt, die inzwischen zur Hippie Kommune geworden ist.
Einige kleine Souvenierlaeden, eine
hundertjaehrige Baeckerei (tolle Erdnusskekse...) und ein Cafe und das
alles im Flair der 50 Jahre. Toll! Eigentlich fehlt nur noch John Boy
der in Jeanslatzhose um die Ecke schlendert.


Am Abend
hoert es langsam auf zu regnen, die Sonne kommt raus und es wird
wieder warm. Weihnachten kann kommen……
24. Dezember
Frohes Fest...
25. Dezember
Laundryglueck....oder wie klein ist die Welt....
Jede Langzeitseglerin, jeder Langzeitsegler kennt es, das Laundryglueck.
Ueberall wo es in einem Hafen mit Fahrtenseglern gibt und eine eine Laundry, findet man auch die Ecke "Brauch ich nicht mehr".
Hier werden gelesene Buecher abgegeben oder Kleidung die eingelaufen
ist. Hier findet sich all das, was man seit Monaten oder gar noch nie
gebraucht hat und was einem gnadenlos das Schiff vollruempelt.
Irgendwann traegt man es in die Laundry, wo das ungeliebte Objekt
meist in sekundenschnelle einen neuen EIgner findet.
Wir haben auf diesem Weg schon die tollsten Dinge gefunden. Zum Teil
quasi unverzichtbare Ausruestungsgegenstaende, wie z. B. eine
Blumenpresse...
Und wir sind auf diesem Weg auch schon einiges losgeworden...
Und
vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser noch, das
vergangene Weihnachtsfest verbrachten wir in Neuseeland. Um
standesgemaess auf der dortigen Weihnachtsfeier zu erscheinen hatten
wir uns in Schale geworfen und als Weihnachtsmann und Renntier
dekoriert.
Unauffaellig elegant, wie das eben so unsere Art ist:

Gestern
nun Weihnachtsfeier hier im Hilo'er Hafen. Und wer begruesst uns, Sally
und Glenn von der "Dorothy Marie", unauffaellig elegant verkleidet
als Renntier und Weihnachtsmann....
Toll, genau solche hatten wir auch mal, sagen wir und stellen fest das
wir vor unserer Vorjahresdeko stehen. Gefunden von Sally in der Laundry
des Opua Yachtclub, gute 6.000 sm weiter suedwestlich.
Die Welt is'n Dorf....

(Allerdings hat Glenn die Zopfe und Leuchtsterne von seiner Muetze abgetrennt. Feigling...)
Dezember 2009

Vor allem wuenschen wir Gesundheit und Zufriedenheit.
Und die Sehnsucht nach unbekannten Laendern und neuen Erlebnissen.
Das
erstere kann man leider nicht kaufen, aber dummerweise ist es eine der
Grundlagen fuer das Glueck und die Unabhaengigkeit jedes Einzelnen.
Wir koennen also nur versuchen, gesund zu leben und dieses Privileg an die zukuenftigen Generationen weiter zu geben.
Vielleicht
gelingt es uns deshalb einfach ab und an auf einen neuen Kuehlschrank
zu verzichten, auf das fuenfzehnte Paar Schuhe, einen Buerger in
Einwegverpackung und den Tripp mit dem Auto um die Ecke....
Das
zweite, Zufriedenheit, kann man zwar auch nicht kaufen, aber
gluecklicherweise hat es nicht zwangslaeufig mit Geld zu tun. Aber oft
mit Zeit. Die fuer viele Menschen immer knapper zu werden scheint.
Immer schneller scheint sich unsere Welt zu drehen. Und leider sehen
wir so viel zu oft die kleinen Dinge an unserem Wegesrand nicht mehr,
die letzlich unser Glueck ausmachen.
Deshalb wuenschen wir allen auch die Moeglichkeit zum Innehalten und ein bisschen mehr Zeit fuer sich selbst.
Und
allen die sich Veraenderungen wuenschen oder die unsere Seite verfolgen
und an eine Reise wie die unsere denken, raten wir: Fahrt lieber einen
Tag frueher los, als zu lange zu warten. Lieber ein kleines Schiff als
gar keins, lieber halb um die Welt, als zu Hause zu bleiben.
Wenn die Zeit kommt, in der man koennte, ist die vorrueber, in der man kann.
Marie von Ebner-Eschenbach
Aber o.k.. Wir sind in Amerika, sagen wir es also amerikanisch:
Europe in 14 days - Pope included. Aus einem amerikanischen Werbeslogan
Feiert schoen und kommt gut rein ins Jahr 2010.
Happy New Year wuenschen Helmut & Kerstin
von Bord der LOP TO
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